© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 20/05 13. Mai 2005

Mit Allah unter katholischen Schwestern
Medienliebling: Wie und warum der aufstrebende Fernsehstar Erol Sander zu zwei Göttern gleichzeitig betete
Richard Stoltz

Jede Dummheit, das wußte schon der US-amerikanische Schriftsteller Tennessee Williams ("Endstation Sehnsucht", "Die Katze auf dem heißen Blechdach"), jede Dummheit also findet einen, der sie macht. Allerdings, so möchte man hinzufügen, sollte man es mit der Dummheit auch nicht übertreiben, wenigstens nicht mit ihr hausieren gehen. Genau das tut Erol Sander (35), der türkischstämmige, in Bayern aufgewachsene Schauspieler, der zur Zeit auf vielen deutschen Fernsehkanälen zu bestaunen ist und am laufenden Band gutgelaunte Stellungnahmen zu Gott und der Welt abläßt.

Er sei, vernehmen wir da, in vielen Sätteln gerecht, habe Politologie und Betriebswirtschaft studiert, sei für zahlreiche Designer in Europa und den USA Model gewesen, beherrsche viele Sprachen. Und der Knüller: Er habe, in Istanbul als Moslem geboren, jedoch in einem bayerischen Internat von katholischen Schwestern erzogen, stets "zu zwei Göttern gebetet, zu Allah und zu Gott". Das habe ihm seit früher Jugend viel Kraft und Trost gegeben, und er sei seinen katholischen Erzieherinnen aufrichtig dankbar.

Zwei Götter? Weiß der Moslem-Christ Sander denn nicht, daß es für Christen wie Moslems nur Einen Gott gibt, den sie anbeten und darauf auch allergrößten Wert legen? Es gibt Jesus, den eingeborenen Sohn, und es gibt Mohammed, den Propheten, doch es gibt nur Einen Gott. Haben die Eltern und die katholischen Schwestern das dem kleinen Erol nicht beigebracht? Oder hat er es schlicht vergessen, so daß er nun Mohammed mit Allah verwechselt und Jesus mit Gottvater?

Aber was soll's, Allah oder Gott, Jesus oder Mohammed, ist doch alles ohnehin einerlei. Erol Sander, der aufstrebende Fernsehstar, steht über solchen Bagatellen. Die "zwei Götter", die er angebetet hat, machen sich in den Programmzeitschriften und regenbogenfarbenen Blättern jedenfalls gut, und darauf kommt es einzig an. Ansonsten gilt: Gegen Dummheit kämpfen Götter selbst vergebens.


Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen