© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 21/05 20. Mai 2005

UMWELT
Liegestütze statt Stütze
Alexander Barti

Die Bundesagentur für Arbeit (BA) will den Anteil deutscher Erntehelfer in der Landwirtschaft deutlich steigern. Mindestens jede zweite Stelle soll längerfristig mit "Hartz IV"-Empfängern besetzt werden. Weil das bislang selten geklappt hat - nicht einmal 20 Prozent der Zugeteilten waren tatsächlich auf dem Acker erschienen -, kommen zur Zeit über Dreiviertel der 320.000 Saisonkräfte aus Polen. Bauern-Präsident Gerd Sonnleitner warnte daher vor verfrühten Hoffnungen: Erntearbeit setzte nun einmal "die Bereitschaft und Fitneß für körperliche Anstrengung" voraus. Zudem sei ein Einsatz auch an Feiertagen und Wochenenden erforderlich - bei jedem Wind und Wetter. Zwar seien deutsche Arbeitslose bei der Ernte willkommen, "wenn sie leistungsbereit und zuverlässig die Arbeiten ausführen", doch offensichtlich hat der Bauernverband da gewisse Zweifel. Deshalb hat sich die BA etwas einfallen lassen: Für deutsche Erntehelfer soll es künftig "körperliches Training" geben.

Ob da nun wohlbeleibte Mittfünfziger unter Anleitung eines Sportlehrers Liegestütze und Kniebeugen üben oder verkaterte "Twens" von Ex-Zeitsoldaten erst mal drei Runden übers Feld gejagt werden, bis das letzte Gramm Restalkohol aus dem verweichlichten Körper entschwunden ist, weiß noch niemand genau. Immerhin hat die grüne Fraktionsvizechefin im Bundestag, Thea Dückert, eine Idee gehabt. Eine "grüne" Personalservice-Agentur (PSA) soll Erwerbslose für die Arbeit in der Landwirtschaft "qualifizieren" und dann "unbürokratisch" bei der Ernte ausleihen. Wenigstens für ein paar grüne Parteigänger springen da wohl etliche gut dotierte PSA-Büropöstchen raus. Das ist doch auch ein schöner Erfolg!


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