© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 21/05 20. Mai 2005

Berlin und Ankara: Kein Zwist gewollt
Erbfreundschaft
Curd-Torsten Weick

Seit Jahr und Tag gerieren sich deutsche Regierungen als Anwalt türkischer EU-Ambitionen. Die traditionelle deutsch-türkische Erbfreundschaft ist nicht totzukriegen und wird bei jedem Treffen der Staats-repräsentanten aufs neue mit Leben erfüllt. Das tut wohl auch not, denn unterhalb dieser Ebene kracht es an allen Ecken und Enden.

Während nun Kanzler Schröder und Regierungschef Erdogan bei ihrem jüngsten Zusammentreffen ihrer Männerfreundschaft frönten, sah die islamistische türkische Tageszeitung Anadoluda Vakit die Gunst der Stunde gekommen. Innenminister Schily hatte vor Wochen deren Europaausgabe verboten - Vorwurf: "volks-verhetzende Artikel gegen den Staat Israel, gegen Juden und die westliche Gesellschaftsordnung" -, und so sann man auf Rache und titelte: "Genau wie ein richtiger Nazi-Kopf" - daneben ein Bildnis des Kanzlers.

Der innenpolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, Dieter Wiefelspütz, schäumte: "Das können wir so nicht hinnehmen" - und wußte zugleich, daß er wenig erreichen würde. Denn die Erb- und Männerfreundschaft kann letztlich nichts trüben.

Schöd(Er)dogan (Foto)


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