© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 22/05 27. Mai 2005

JF intern
Der kleine Hunger

Betritt man schnellen Schrittes die Redaktionsräume, fällt sie erst gar nicht auf - obwohl sie gut positioniert auf dem Empfangstresen steht. Sie ist klein und unscheinbar, spielt aber dennoch eine große Rolle. Vor allem, wenn sie gut gefüllt zum oft frequentierten Anlaufpunkt für - fast - alle von uns wird.

Was dann in der Bonbonniere vorzufinden ist, ist allerdings nicht von Belang. Ob die krümeligsten Kekse, die klebrigsten Bonbons, der salzigste Lakritz, die schrägsten Gummitierchen oder die schrillsten Fruchtgummis - es ist völlig egal. Hauptsache, man geht seinen Weg zum Naschglas. Doch was treibt einen periodisch dazu? Der kleine Hunger? Die Sucht nach Süßem? Die Suche nach Zerstreuung? Oder gar der kleine Schnack mit der netten Empfangsdame? Das Verlangen nach Bewegung kann es kaum sein. Denn erstens ist der Weg zu kurz, und zweitens ist "zuckerfrei" nur selten dabei.

Zwar kann man heute auch schon "gesund naschen" ("fit for fun Apple fresh"; "Haribo forever fun plus"), aber wen reißt das wirklich vom Hocker? Der Drang ist eben da. Kein Vorbeigehen ohne einen Griff in die (Kalorien-)Kiste. Doch was, wenn die Kiste - wie so oft - leer? Dann geht - fast - jeder verstohlen an der Box vorüber und denkt: Wer hat Erbarmen? Curd-Torsten Weick


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