© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 23/05 03. Juni 2005

Meldungen

Schmidt: "Globalisierte Finanzmarktaufsicht"

HAMBURG. Altkanzler Helmut Schmidt hat sich gegen eine pauschale Kapitalismus-Kritik gewandt. "Der Handel mit derivativen Produkten ist nicht der Kapitalismus, es ist ein Teil des Finanzkapitalismus", erklärte der SPD-Politiker im Wiener Profil. Die USA hätten ihren Finanzkapitalismus nicht "der Welt verordnet, sondern die Welt hat sich dem amerikanischen Beispiel geöffnet", erläuterte Schmidt. "Ich nehme an, daß diese Entwicklung nicht ein halbes Jahrhundert anhalten wird." Ein Grund sei die US-Auslandsverschuldung: "Jährlich legt die restliche Welt 500 bis 600 Milliarden Dollar in amerikanischen Wertpapieren an, die kaum Zinsen tragen. Das wird auf die Dauer nicht so bleiben." Der Euro sei nun als Handelswährung ebenso bedeutend wie der Dollar. "Über kurz oder lang wird es für den Dollar wahrscheinlich zu einem Vertrauensverlust kommen." Nötig sei zudem eine "globalisierte Finanzmarktaufsicht" und "ein Regelwerk für den internationalen Kapitalverkehr", so Schmidt.

 

Dieselben Fehler wie bei der Gentechnik

MÜNSTER. Der CDU-Wahlsieg in NRW und ein möglicher Regierungswechsel im Bund könnten die Forschungsbedingungen bei embryonalen Stammzellen enorm verschlechtern, da sich die Union klar gegen diese Zukunftstechnologie ausgesprochen hat. "Ich weiß, daß Ministerpräsident Steinbrück ein Garant für die Stammzellforschung in NRW war. Erst vor zwei Wochen haben die Ländervertreter sich endgültig gegen eine europaweite Förderung von embryonalen Stammzellen ausgesprochen - nur NRW und Berlin waren dafür", warnte Hans Robert Schöler, Direktor am Max-Planck-Institut für molekulare Biomedizin in Münster, letzte Woche in der Zeit. "Wollen wir gegen die USA und Asien antreten, müssen wir die intellektuellen Ressourcen in Europa bündeln. Es wäre bedauerlich, wenn die EU überhaupt keine Forschung an humanen embryonalen Stammzellen fördern würde", erklärte der CDU-Berater in der Biotechnik. "Die Rechtsunsicherheit ist untragbar", klagte Schöler. "Es ist aber wichtig, daß die Deutschen sich nicht abkoppeln. Man darf nicht dieselben Fehler machen wie bei der Gentechnik." Die Politiker "sollten sich unsere Ideen anhören", forderte Schöler.

 

Wasserkraft, Kernkraft und fossile Energie

BERN. Der Schweizer Stromkonzern Axpo will auch künftig auf einen Mix aus Wasserkraft, Kernkraft und fossilen Energieträgern setzen. Grund seien die ab 2020 auslaufenden Stromimportverträge mit der Electricité de France und das Betriebsende der Schweizer Kernreaktoren in Beznau und Mühleberg. Zugleich steige der Stromverbrauch - alleine 2004 um 1,9 Prozent, heißt es in der Axpo-Studie "Stromperspektiven 2020". Ab 2012 bis 2019 entstehe daher eine Versorgungslücke, die ab 2030 dann sogar zwischen zehn bis 30 Terawattstunden liegen werde. Der Einsatz von Geothermie, Biogas, Biomasse, Wind, Photovoltaik und Kleinwasserkraftwerken könne nur einen Anteil von sechs Prozent des Stromverbrauchs decken.


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