© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 24/05 10. Juni 2005

UMWELT
Uran auf den Feldern
Alexander Barti

Die Düngung von Feldern mit Mineralstoffen gilt für die meisten Menschen als die normalste Sache der Welt. Die Logik des Vorgangs ist ja tatsächlich bestechend: Was die Pflanze dem Boden durch ihr Wachstum wegnimmt, gibt man ihm wieder künstlich zurück. Am Ende sind alle glücklich. Die Pflanze, weil sie sich gut entwickeln kann, der Mensch, weil er gute Erträge erntet, der Boden, weil er nicht ausgelaugt wird. Leider ist das nur die materielle Sicht der Schöpfung - die natürlichen Prozesse verlaufen nicht unbedingt anders, sind aber qualitativ nicht zu vergleichen. Behaupten zumindest Menschen, die kunstdüngerfreie Lebensmittel bevorzugen.

Doch davon abgesehen gibt es neuerdings ein ganz anderes Problem: Das Schwermetall Uran gelangt verstärkt auf die Felder und dann - beispielsweise über die Kartoffel - in unseren Organismus. Ursache dafür ist, welch Ironie des Schicksals, der "Ausstieg aus der Atomenergie". Denn nun lohnt es sich finanziell nicht mehr, das Uran aus dem Phosphor zu isolieren, es steht genügend zur Verfügung, die Preise für Uran sind daher deutlich gefallen. Das giftige Element bleibt also im Phosphor und gelangt über die Düngung in die Erde. Dummerweise wird Uran nicht in der Düngemittelverordnung berücksichtigt, so daß niemand genau weiß, in welchem Umfang sich der Stoff inzwischen angereichert hat. Dies sei "ein Unding", zitierte die Wochenzeitung Die Zeit den Dünger- und Schwermetallexperten Ewald Schnug. Mit der üblichen Phosphormineraldüngung kämen "etwa zehn bis 22 Gramm Uran auf den Hektar Acker". Schnug fordert daher als allermindestes eine Deklarationspflicht für Uran im Dünger. Dem kann man sich nur anschließen.


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