© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 24/05 10. Juni 2005

Zeitschriftenkritik: DFV-Familie
Es ist noch viel zu tun
Werner Olles

Obwohl er in allen Bundesländern über Geschäftsstellen verfügt, ist der bereits 1922 gegründete Deutsche Familienverband immer noch eine relativ unbekannte Organisation, die zudem in den Medien kaum erwähnt wird. Um diesen Zustand zu ändern, erscheint mit sechs Ausgaben jährlich und einer Auflage von 100.000 Exemplaren die Verbands-Zeitschrift DFV-Familie. Parteipolitisch und konfessionell nicht gebunden, vertritt der DFV seit über achtzig Jahren im lokalen und regionalen Bereich, auf Bundesebene und in parlamentarischen Gremien die Interessen der Familien in Deutschland. Einige seiner Forderungen hat der DFV bereits erreicht, so beispielsweise die Schaffung familiengerechten Wohnraums, die Anerkennung der Erziehungsleistung bei der Rentenberechnung, die erweiterte Zahlung eines Erziehungsgeldes sowie die Ausweitung des Verbraucherschutzes auf Kinder und Jugendliche.

DFV-Familie weist allerdings daraufhin, daß noch viel zu tun ist, um die für Familien nicht gerade blendende Situation hierzulande zu verbessern. So plädiert man für eine Erhöhung des Kindergeldes auf 265 Euro, in weiteren Schritten auf 330 Euro; eine Erhöhung des Erziehungsgeldes auf 600 Euro bei gleichzeitiger Erhöhung der Einkommensgrenzen; eine Verlängerung der Anrechnung von Erziehungszeiten in der Rente auf sechs Jahre; Maßnahmen zur Vereinbarkeit von Familien- und Erwerbstätigkeit; altersgerechte Kinderbetreuungsangebote; familiengerechtes Wohnen und Wohnumfeld und nicht zuletzt mehr Steuergerechtigkeit für Familien. Angesichts eines in eine umfassende Krise geratenen Sozialstaates und einer Gesellschaft, in der ein Drittel der nach 1965 geborenen Jahrgänge zeitlebens kinderlos bleiben wird, kommt der Bevölkerungswissenschaftler Herwig Birg zu dem Ergebnis, daß die jahrelangen Reformbestrebungen jedoch eher von eigentlichen Problemen ablenken. Tatsächlich könne ohne den generativen Beitrag in der Form der Erziehung künftiger Leistungsträger eine effiziente Wirtschaft nicht funktionieren, und "das Auseinanderdriften der Gesellschaft in zwei Populationen mit und ohne Nachkommen" sei gewissermaßen vorprogrammiert.

Damit hat die Spaltung der Gesellschaft auch eine verfassungsrechtliche Dimension, die sich jedoch nicht durch eine Politik der bloßen Umverteilung lösen läßt. Davon abgesehen hat die Gesamtheit der staatlichen Umverteilungsprozesse per Saldo bisher regelmäßig zu einer deutlichen Prämierung von Kinderlosigkeit geführt, was besonders bei den Renten klar zu erkennen ist. Zudem ist es ein Irrtum zu glauben, daß sich Familienarmut allein mit einer forcierten Erwerbstätigkeit bekämpfen läßt, wie dies die rot-grüne Bundesregierung behauptet. Wer zum Beispiel Kleinkinder und mehrere Kinder hat, kann dem normalen Arbeitsmarkt natürlich nicht uneingeschränkt zur Verfügung stehen. Recht interessant ist daher der Vorschlag, den Meinhard Miegel ("Die deformierte Gesellschaft") in DFV-Familie macht, die staatliche Förderung privater Vorsorge für die Rente künftig auf Haushalte mit geringem Einkommen und kinderreiche Familien zu konzentrieren.

Anschrift: Luisenstr. 48, 1117 Berlin. Für Nichtmitgliederkostet das Jahresabonnement 9,30 Euro. Internet: www.deutscher-familienverband.de 


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