© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  25/05 17. Juni 2005

Unsere Besten:
Die größten Erfindungen
Clemens Walter

Wenn es ihn nicht gegeben hätte, man könnte ihn nicht mehr erfinden: den - mittlerweile aus der Agenda getilgten - Tag der Deutschen Einheit. Nun stellt das ZDF am 17. Juni unter dem Titel "Unsere Besten" ab 21.15 Uhr "Die größten Erfindungen" vor. Einhundert davon wurden auf eine Vorschlagliste gesetzt, aus denen die Zuschauer die bedeutendste auswählen sollen. "Unsere Besten" sind allerdings gar nicht "unsere", das ist nur eine "Erfindung" des ZDF. Denn eine Vielzahl von diesen ist natürlich nicht in Deutschland gemacht worden, außer "Wetten daß ..." etwa, das hier ebenfalls auftaucht.

"Unsere Besten" sind gar nicht "unsere"

Schwierigstes Kriterium bei der Auswahl war für die Fachredaktionen die Abgrenzung zwischen Erfindungen (z.B. Zündholz) und bloßen Entdeckungen (z.B. Feuer). Ein solcher Grenzfall, der es dennoch in die Liste geschafft hat, ist das Antibiotikum. Der Brite Alexander Fleming hatte im Jahr 1928 durch Zufall entdeckt, daß der Schimmelpilz Penicillium notatum bestimmte Bakterienstämme tötet. Aufgrund der strikten Trennung fehlt ausgerechnet die entscheidende Entdeckung, die dieser Tage besonders deutlich ins Bewußtsein rückt, zumal am 17. Juni: Im Frühjahr 2005 entschlüsselten Forscher das X-Chromosom und fanden heraus, daß dieses unter anderem für die Farbenblindheit bei Rot-Grün verantwortlich ist. Angesichts dessen sind die größten Erfindungen eigentlich belanglos - wir fragen uns besorgt, ob das Kanzleramt vom geoffenbarten X-Chrom-osom schon Kenntnis genommen hat?

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