© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 26/05 24. Juni 2005

Frisch gepresst

Weltkrieg. "Die erste moderne Gesamtdarstellung des Zweiten Weltkrieges aus deutscher Sicht" habe der Militärhistoriker Rolf-Dieter Müller mit seinem Buch "Der letzte deutsche Krieg 1939-1945 (Klett-Cotta, Stuttgart 2005, 415 Seiten, Abbildungen, gebunden, 24,50 Euro) vorgelegt. So wirbt der Verlag, und wie bei jeder Werbung ist man erst einmal skeptisch. Aber es stimmt: Es gibt eine Reihe angelsächsischer Zusammenfassungen, ein paar Bilderbücher, aber wirklich keine kompakte Darstellung, wie sie der Direktor des Militärgeschichtlichen Forschungsamtes in Potsdam jetzt präsentiert. Wenn "modern" allerdings auch bedeutet, daß eine Anpassung an Zeitgeist und Volkspädagogik zum Pflichtprogramm eines beamteten Historikers zählt, dann stimmt die Werbung ebenfalls. Dies ist gerade an den "heiklen" Kapiteln dieser Weltkriegsgeschichte nachzuweisen. Hier möge es zunächst genügen, darauf aufmerksam zu machen, wie Müller die Kriegsursachen erklärt: Allen Ernstes rekurriert er auf Hitlers "persönliche Torschlußpanik" nach dem 50. Geburtstag. Folglich ist es allein er, der die "Entfesselung" des Krieges zu verantworten habe. Daß es ein bißchen komplizierter war, kann man der mittlerweile zum Standardwerk avancierten Großstudie Stefan Scheils entnehmen, die Müller aber wohlweislich unberücksichtigt läßt.

Schiller. Unter den zahlreichen dicken Wälzern, die versprechen, uns im Jubeljahr "Leben und Werk" Friedrich Schillers aufzuschlüsseln, und die wie Rüdiger Safranski dann doch nur olle Kamellen ausgeben (JF 15-05), ist die Schrift des an der TU Darmstadt lehrenden Germanisten Matthias Luserke-Jaqui wenn nicht das originellste, so vielleicht doch das solideste. Als Herausgeber des ebenfalls im 200. Todesjahr auf den Markt geworfenen Schiller-Handbuchs war es für den Autor sicher auch nur eine kleine Übung, den Stoff dieses Kompendiums in handliche Taschenbuchform zu bringen. Entstanden ist ein nützlicher Begleiter für das Proseminar, aber auch für die schwindende Schar der Leser, die nicht Germanistik studieren. Mit einer biographische Skizze beginnend, bietet der Band dann Kurzinterpreta-tionen zu den Dramen, dem essayistisch-theoretischen und lyrischen Werk (Friedrich Schiller. A. Francke Verlag, Tübingen und Basel 2005, 458 Seiten, broschiert, 19,90 Euro).

Swingkids. Nicht zuletzt in Kempowskis "Tadellöser & Wolff" ist eine Jugendbewegung im Dritten Reich geschildert worden, bei der vorzugsweise bürgerliche Sprößlinge ihre Vorliebe für den im Nationalsozialismus als "Negermusik" verpönte Swing auslebten. Jörg Ueberall beschreibt dieses Milieu der Swingkids mit ihren Heroen wie Duke Ellington oder Count Basie, die sich ostentativ "lässig" präsentierten und sich mit "Heil Hotler" begrüßten. Einige wurden aufgrund des "undeutschen" Auftretens vom NS-System sogar bis zur KZ-Haft verfolgt (Swingkids. Archiv der Jugendkulturen, Berlin 2005, 114 Seiten, broschiert, 15 Euro).


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