© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 26/05 24. Juni 2005

Frisch gepresst

Hereros. Des "Hererokrieges" von 1904 in der damaligen Kolonie Deutsch-Südwest-Afrika wurde im vergangenen Jahr nicht nur im heutigen Namibia ausführlich gedacht. Auch die Bundesregierung hatte sich auf eine Arbeit des DDR-Politologen Horst Drechsler gestützte These eines "Völkermordes an den Herero" von 1966 berufen, welche in einigen bundesdeutschen Werken aus dem letzten Jahr ihre Erneuerung erfuhr. Mit der von Entwicklungshilfeministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul unter Tränen vollzogenen Entschuldigung für diesen Genozid und der Zusicherung eines "Versöhnungsfonds" in Höhe von zwanzig Millionen Euro wurde für die Rechtsvertreter dieses namibischen Volkstammes in New York, die die Bundesregierung auf Milliardenzahlungen verklagen, das lange erhoffte nötige Eingeständnis geleistet. Die Brisanz dieses Themas hat den Herausgeber der Befunde und Berichte zur Deutschen Kolonialgeschichte, August Wilhelm Steffan, veranlaßt, in seinem Band 9 die in vorherigen Bänden präsentierten Beiträge über den Hererokrieg zusammenzufassen und zu vertiefen (Allogenozid oder Autogenozid. Verlag AW Steffan, Gelnhausen 2005, 105 Seiten, broschiert, 17 Euro).

Baden. Nicht ohne Grund wurde der Cousin und künftige Nachfolger des letzten badischen Großherzogs Friedrich II., Prinz Max von Baden, 1918 als neuer Reichskanzler ausgewählt. Nach der sich abzeichnenden Niederlage sollten durch ihn die zwangsläufig gewordenen innenpolitischen Reformen in Deutschland vollzogen werden, ohne die Monarchie als Ganzes in Frage zu stellen. Obwohl er politisch eher unerfahren war, traute man ihm als Sproß eines liberalen badischen Herrscherhauses zu, die für diesen Zweck nötige Integrationsfigur darzustellen. Der Ruf eines liberalen Hauses begründete sich zu dieser Zeit auf eine fast hundertjährige Tradition einer Verfassung, die Baden im Vormärz zur liberalen Hochburg in Deutschland werden ließ. Der Heidelberger Frank Engehauen hat über diese hundert Jahre am Historischen Seminar eine Vorlesung gehalten, die er nun in Buchform vorlegt. Leider - so bedauert nicht nur der Autor - hat ihm der Verlag weder Register noch ausführliche Bibliographie spendiert, was das ansonsten solide Werk für mehr als eine entspannte Hängemattenlektüre unbrauchbar macht (Kleine Geschichte des Großherzog-tums Baden 1806-1918. G. Braun Buchverlag, Karlsruhe 2005, 207 Seiten, gebunden, 14,90 Euro).


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