© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 29/05 15. Juli 2005

Geistige Erneuerung
von Friedrich Romig

Am 7. Juli erschien in der New York Times ein in Absprache mit dem Vatikan verfaßter Artikel des Wiener Kardinals Christoph Schönborn über "Finding Design in Nature". Darin stellt Schönborn klar, daß die Erklärung der Entstehung der Welt oder des Lebens sowie die neo-darwinistische Annahme der Höherentwicklung von Lebewesen aus "Zufall" und blinder Naturgesetzlichkeit nichts mit Wissenschaft zu tun hat, sondern reine Ideologie ist. In jeder Entwicklung geschöpflichen Seins ist ein Plan ("Design") zu finden, und dieser ist ohne die Annahme eines "Designers" oder Schöpfers nicht denkbar.

Kritiker Schönborns übersehen, daß die neo-darwinistische Evolutionstheorie durch die Genforschung und Molekularchemie längst falsifiziert ist. Für die Entstehung höherer Lebewesen aus niedrigeren ist die Verlängerung von Nukleinsäureketten (DNS) notwendig, deren Bausteine eine ganz bestimmte Reihenfolge aufweisen müssen. Das Zustandekommen der Reihenfolge durch ungeplante und ungesteuerte Variation ist rechnerisch jedoch schlichtweg nicht möglich.

Kardinal Schönborns Einlassung ist ein weiterer Schritt auf dem Weg der geistigen Erneuerung Europas. Die Zurückweisung von Relativismus und Evolutionismus wird tiefgreifende kulturelle Auswirkungen zeitigen. Sowohl die neo-positivistische Spätaufklärung (Popper) wie die "Frankfurter Schule", die beide das geistige Klima in weiten Teilen Europas bestimmten, sind an ihr Ende gekommen.

 

Prof. Dr. Friedrich Romig war Mitglied der Europakommission der Österreichischen Bischofskonferenz.


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