© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 34/05 19. August 2005

Glatter Fehlschlag
von Peter Lattas

Ein moderner, wohlhabender, säkularer Staat, der Frauen- und Menschenrechte achte und seine Völker friedlich vereine: So ein Musterland, das einen Durchbruch zu Demokratie im mittleren Osten auslösen würde, sollte mal als Ergebnis der US-Invasion im Irak herauskommen. Lang ist's her, daß die Bush-Anhänger der Welt diese Legende zur Rechtfertigung ihres Feldzuges aufgetischt haben, nachdem die als Kriegsgrund bemühten Massenvernichtungswaffen sich in Luft aufgelöst hatten.

Im Jahr zwei nach Saddams Sturz tummeln sich im Irak Saboteure und Selbstmordattentäter, schauen hilflose Sicherheitskräfte und eine korrupte Verwaltung der weiteren Verarmung der Massen zu, während Kurden, Schiiten und Sunniten sich über die Aufteilung von Macht und Geld nicht einigen können. Mullahs und Imame streiten, ob die soeben vertagte Verfassung nicht islamischer sein soll. Ein glatter Fehlschlag also. Das haben wohl auch jene Regierungsvertreter eingesehen, die in der Washington Post den Abschied von diesen "unrealistischen Erwartungen" eingestanden haben.

Die Heilsbringer, die alle Warnungen arrogant in den Wind schlugen, wären wohl schon froh, wenn wieder ein Diktator als Satrap die Zügel in die Hand nähme. Mußte man dafür das Land ins Chaos stürzen und täglich Männer im Guerillakrieg verlieren? Selbst US-Patrioten fragen sich das. Cindy Sheehan, die Soldatenmutter, die vor der Präsidenten-Ranch in Texas Mahnwache für ihren "aufgrund von Lügen" gefallenen Sohn hält, ist ein Menetekel des Scheiterns.


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