© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 34/05 19. August 2005

Zeitschriftenkritik: Kirchliche Umschau
Stimme der Tradition
Werner Olles

Die monatlich im 8. Jahrgang im Zeitungsformat erscheinende Kirchliche Umschau - Untertitel: "Nachrichten aus der ewigen Stadt und dem katholischen Erdkreis" - steht der traditionalistischen Priesterbruderschaft Pius X. nahe, veröffentlicht jedoch auch Beiträge anderer Publizisten aus dem konservativ-traditionalistischen römisch-katholischen Spektrum. Die aktuelle Ausgabe befaßt sich u.a. mit der Wahl Kardinal Joseph Ratzingers zum neuen Papst Benedikt XVI. und den damit verbundenen Hoffnungen, der Geschichte der Schweizer Garde, der Verunglimpfung Papst Pius' XII. durch die sowjetrussische Propaganda, den Hintergründen der Unterscheidung zwischen "Progressiven" und "Konservativen", der katholischen Pädagogik in heutiger Zeit und dem katholischen Widerstand während des Dritten Reiches.

So versieht Heinz-Lothar Barth seinen Titel "Freiere Sicht auf die Baustelle Vatikan?" zwar ausdrücklich mit einem Fragezeichen, würdigt jedoch die "außergewöhnlichen Stellungnahmen zur liturgischen Not in der Kirche", die der ehemalige Präfekt der Glaubenskongregation und jetzige Benedikt XVI. während seiner Kardinalszeit offen zum Ausdruck brachte. Seine Sympathie für die traditionelle Liturgie sei nicht zu bestreiten, die sogenannte Neue Messe habe er gar als "plattes Produkt des Augenblicks" bezeichnet.

Sehr interessant ist auch ein zweiseitiges Interview mit dem Fernsehschauspieler und Schriftsteller Georg Lohmeier, einem der letzten urbayrischen Originale. Lohmeier, der nicht nur fast Pfarrer geworden wäre, sondern auch für die Erneuerung der Monarchie in Bayern schwärmt ("Wir brauchen keinen König. Aber schöner wär's!"), kennt und schätzt Benedikt XVI. seit über fünfzig Jahren. In seinem Buch "Der Zorn eines Christenmenschen" findet Lohmeier harsche Worte über das Zweite Vatikanum. So betrachtet er "das liturgische Wüten der nach Verständlichkeit trachtenden Priester am Volksaltar ... als eine Hauptursache der Glaubenslosigkeit". Die Liturgie hätte nie verändert werden dürfen, da sie etwas "Heiliges, Unverrückbares" sei. Die Kirche solle eingestehen, daß sie Fehler gemacht habe: "Warum soll man nicht sagen, das letzte Konzil war so ein Irrtum. Das machen wir wieder ungeschehen."

Über "Himmlers Wahn" schreibt Lothar Groppe S.J.. Dabei geht es um Himmlers berüchtigten Befehl, der der "Reinerhaltung des deutschen Blutes" dienen sollte und in dem er die Angehörigen der SS und Polizei und die Soldaten der Waffen-SS zur Zeugung unehelicher arischer Kinder aufrief. Der Vater des Autors, Generalleutnant Groppe, stellte sich - wie auch andere Wehrmachts-Offiziere - Himmlers Schandbefehl entgegen. Dafür wurde er von Hitler persönlich degradiert und aus der Wehrmacht ausgestoßen. Als das Verfahren gegen ihn - unter anderem wegen des Schießbefehls gegen Judenverfolger und Wehrkraftzersetzung - "mangels Tatbestandes" eingestellt werden sollte, ordnete Himmler telegraphisch seine Verhaftung und Kaltenbrunner am 22. Februar 1945 seine Liquidierung an. Solche tödlichen Folgen hatte der mutige Protest gegen den SS-Befehl.

Kontakt: SartoBuch, Abt. KU-Vertrieb, Dornbirner Str. 3, 70469 Stuttgart. Der Einzelpreis beträgt 1,90 Euro, das Jahresabo kostet 20 Euro.


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