© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 34/05 19. August 2005

Frisch gepresst

Johannes Paul II. Natürlich hätte der Fischer-Taschenbuch-Verlag wissen müssen, daß der Vertrag über eine Johannes-Paul-II.-Biographie mit dem "österreichischen Hans Küng", dem 1972 aus der katholischen Kirche ausgetretenen Theologieprofessor Hubertus My-narek, ein einschlägiges Ergebnis hervorbringt. Die mit windiger Begründung erfolgte Kündigung dieses 1996 geschlossenen Vertrags nach dem Tod des Papstes lieferte dem Kirchenkritiker dann eine 1A-Vorlage, um sich im nun beim atheistischen Ahriman-Verlag erschienenen Werk in seiner bekannten Klage über kirchliche Ver-schwörungsszenarien bestätigt zu finden (Der polnische Papst. Bilanz eines Pontifikats. Freiburg 2005, 191 Seiten, broschiert, 19,80 Euro). Ebensowenig überraschend ist dann auch Mynareks "Bilanz eines Pontifikats", die natürlich negativ ausfällt, besonders wenn es um die Moraldoktrin Johannes Pauls II. geht oder um die böse Macht des "Finanzim-periums Vatikan". Im Gegensatz zu anderen Biographien, die Karol Woitylas Vita allzu unkritisch reflektieren, liefert Mynarek zumindest Ansätze, die vorschnelle "Sancto subitu"-Rufe überdenkenswert erscheinen lassen. So schildert er die oft gelobte "sanfte Konfrontation" gegen das kommunistische System in Polen bei der Niederschlagung des Katholiken-Protestes in Nowa Huta in den sechziger Jahren als geradezu opportunistische Zurückhaltung.

Dresden. Am diesjährigen Refor-mationstag wird Dresden in den Fokus der Aufmerksamkeit rücken. An diesem protestantischen Feiertag wird in Sachsen die im Bombeninferno vom Februar 1945 zerstörte Frauenkirche wieder offiziell eingeweiht. Schon heute ist das fertiggestellte Gebäude ein Glanzpunkt in der allmählich entstehenden Rekonstruktion des alten Elbflorenz. Eine kleine Übersicht anderer kultureller und architektonischer Attraktionen Dresdens faßt Jürgen Helfricht in alphabetischer Auflistung zusammen (Kleines Dresden-ABC. Mit Fotos von Ulrich Häßler. Husum Verlag, Husum 2005, 120 Seiten, gebunden, 10,95 Euro). Die kleinformatige Ausgabe kann somit als aktuellstes Vademecum dienen -nicht nur für die Frauenkirchen-Touristen am 31. Oktober.

Ostpreußische Sprache. Bei der Beschreibung eines Kulturraums darf keine noch so abwegig erscheinende Publikation als überflüssig erachtet werden. So dürfte die jüngste von der Sonderpädagogin Margund Hinz angestrengte Arbeit über "Die Geschichte des Sprachheilwesens in Ostpreußen". (Von den Anfängen bis 1945. Frieling Verlag, Berlin 2005, 159 Seiten, broschiert, 8,80 Euro) als abwegig oder wenigstens exotisch anmuten. Doch auch die Präsentation dieses Mosaiksteins ostpreußischen Lebens macht über die Einblicke in das Schulwesen dieser Provinz hinaus den Reichtum deutlich, welcher Deutschland durch Untergang und Vertreibung unwiederbringlich verlorengegangen ist.


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