© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 35/05 26. August 2005

Meldungen

Vertreibung aus der Sicht Reemtsmas

HAMBURG. Unter dem Gesichtspunkt der Teilhabe an kultureller Hegemonie ist das Thema "Flucht und Vertreibung" viel zu wichtig, um es im Hause Reemtsma ignorieren zu können. Daher folgen nun im Institutsorgan Mittelweg 36 (3/05) ein wirrer Leitaufsatz Klaus Naumanns über die Vertreibung als "Problem deutscher Selbstthematisierung" sowie zwei Beiträge, die die tschechische (Jan Pauer) und, mit Hilfe eines polonophilen deutschen Historikers, die polnische (Hans-Jürgen Bömelburg) Diskussion beleuchten. Vor allem Pauers Polemik brennt das ganze Feuerwerk Prager Propaganda ab. Obligatorisch ist die Verkürzung des "sudetendeutschen Problems" auf die Zeit unmittelbar vor 1938. Soweit Pauer die Minderheitenfrage ab 1918 thematisiert, spielt der tschechische Außenminister und Staatspräsident Benes von den Anfängen der Republik an seine Rolle als "Demokrat und Europäer", der nichts anderes als "Menschlichkeit" gewollt habe. Was selbst in der linken bundesdeutschen Presse über ihn in Umlauf sei, könne man nur als deutsche "Feindbilder" anprangern, die ihren Ursprung im "Haß der nationalkonservativen Kreise und erst recht unter den Nazis" hätten. Die gängige "Karikatur von Benes" gehöre daher zur "gegenwärtig betriebenen geschichtlichen Dekontextualisierung der Vertreibung", die ihr Wasser auf die Mühlen der Sudetendeutschen Landsmannschaft leite und die von Publizisten im "aufklärerischen Habitus" wie Peter Glotz ebenso gefördert werde wie von Arnulf Baring, der offen der "Verniedlichung des Protektorats" das Wort rede, um den tschechischen Widerstand zu delegitimieren.

 

Römischer Palast in Köln wieder zugänglich

KÖLN. Das antike Praetorium in Köln ist nach langjährigen Restaurierungsmaßnahmen wieder zugänglich. Die Ursprünge des Palastes reichen bis zu einem ersten, womöglich hölzernen Gebäude aus augusteischer Zeit zurück. Noch vor der Gründung von Colonia Claudia Ara Agrippinensium entstanden erste Steinbauten. Später, seit claudischer Zeit, wurde der steinerne Repräsentationsbau kontinuierlich ausgebaut und erweitert. Erhalten geblieben sind von alledem nur noch die Fundamentmauern, die der Archäologe Otto Doppelfeld Anfang der fünfziger Jahre an der Stelle des neuen Rathaus entdeckte. Die neue Ausstellung unter der Regie des Römisch-Germanischen Museums dokumentiert die großen Dimensionen des Praetoriums. Allein die Rheinfront aus dem vierten Jahrhundert mit Oktogon, Portikus und Eck-Risaliten maß ganze 92 Meter.


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