© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 35/05 26. August 2005

Leserbriefe

Zu: "Eine Flut namens Stoiber" von Paul Leonhard, JF 34/05

Geheuchelte Empörung

Wer Edmund Stoibers Zitat gelesen hat, dem sollte klar sein, wer gemeint ist. Es sind die Wähler der sogenannten Linkspartei, wie sich die alte KPD/SED/PDS jetzt nach ihrer abermaligen Häutung nennt. Die Schlange ist die gleiche: Es ist die verbotene KPD. Das mag gern abstreiten, wer will. Der Rosa und dem Karl haben wir's geschworen, ein KPD-Bekenntnis. Diese Partei hat daran mitgewirkt, in Mitteleuropa Menschen wegen ihrer "Klassenzugehörigkeit" zu verfolgen und zu ermorden. Das ist dem Rassismus ebenbürtig. Damit wurde dem NS-Regime Vorschub geleistet.

Was wollen die Demagogen, die in einer Partei und Bewegung sind, die das Land immer wieder ruiniert, vergessen machen? Putsch 1918, Terror 1923, Kollaboration mit NS-Partei bis 1933, Ermordung eigener Genossen im Exil, Enteignung des Mittelstandes in SBZ/DDR und Sabotage am Aufbau Ost nach 1990? Die Kosten belaufen sich auf bislang ca. 1,6 Billionen Euro, von menschlichen Leiden zu schweigen.

Stoiber sagt es genau richtig. Aufschreien tun doch nur die "Linken" und ihre Blockparteienhelfer. Die "Ostdeutschen" hat Stoiber nie gemeint. Die selbsternannten Beschützer der "Ossis" heucheln Empörung und Beleidigtsein!

Matthias Laack, Rügen

 

Polemik statt politischer Inhalte

Was soll die ganze Aufregung? Stoiber hat doch recht - wir Ossis sind frustriert und so furchtbar bildungsresistent. Ganz im Gegensatz zum Deutschen Leichtathletikverband, dort herrscht Zufriedenheit - ein Zitat des leitenden Bundestrainers Jürgen Mallow: "Das historische Tief ist überwunden" - "Mit der Stimmung geht es aufwärts". In der Länderwertung sind wir zwar hinter Marokko, aber: Wir sind wieder wer! Da wirft mal eben Franka Dietzsch aus Neubrandenburg mit 37 (!) den Diskus auf Goldmedaillenrang, eine Silbermedaille und ein paar Bronzemedaillen, schon geht es wieder aufwärts mit der Deutschen Leichtathletik. Der Heimtrainer von Franka Dietzsch, Dieter Kollark, ist beim Arbeitsamt "angestellt", und damit keine falschen Vermutungen aufkommen: Er ist arbeitslos.

Dankbarkeit made in Germany. In unserer grenzenlosen Dummheit wissen wir Undankbaren lediglich um die Bedeutung des Wortes "Idealismus". Vielleicht bekommt er ja einen Ein-Euro-Job als Platzwart, damit er weiterhin ein Auge auf seine werfenden Schützlinge richten kann. Eine Alternative: er geht nach Äthiopien. Der dortige Lauftrainer hat bereits an der DHfK Leipzig studiert und nun sollte es auch im Wurf-/Stoßbereich mehr Bedarf als in Deutschland für ihn geben. Auch China wäre ein dankbares Terrain für den Weltmeister-Macher Kollark, damit die Konkurrenz künftig nicht nur aus Zypern, den Bahamas oder dem Bahrain für uns erwächst. Da sage einer, wir können uns keinen Luxus erlauben.

Ach ja, Herr Stoiber, ich würde gern über politische Inhalte streiten - leider gibt es keine. Somit bleibt mir nur die Polemik, und diese Disziplin beherrschen Sie ja ... 

Kurt Hoffmann, Kargow

 

 

Zu: "Sanktionen rücken näher" von Günther Deschner, JF 34/05

Die Atombombe schwingen

Im Konflikt um die Uran-Anreicherung machen die Europäer den Iranern zwar weitreichende Zugeständnisse, die der Iran aber als wertlos ansieht, denn in den wirklich substantiellen Punkten werden dem Iran keine klaren Zusagen gemacht! Ohne Sicherheitsgarantien der USA und Israel sind europäische Zusagen nur Blendwerk. Iran will nicht akzeptieren, daß nur Israel mit Billigung der USA im Nahen Osten die Atom-Keule schwingt, unter der sich alle Moslems zu ducken haben. Und gerade die Zukunft wird dem Nahen Osten schwere Verteilungskämpfe um die dortigen Ressourcen (Rohstoffe, Wasser usw.) bescheren.

Um gegenüber Israel nicht unter den Schlitten zu geraten, müßte der Iran schon die Atombombe anstreben. Die USA haben in den sechziger Jahren den entscheidenden Fehler gemacht. Sie haben damals nicht den nötigen Druck auf Israel ausgeübt, um die als Textilfabrik getarnte Atomforschungsanlage Dimona im Negev stillzulegen. Deshalb wirken die USA heute im Konflikt um die iranische Atomforschung unglaubwürdig.

Reinhard Wick, Bielefeld

 

 

Zu: "Die ermattete Mitte" von Fritz Schenk, JF 33/05

Ein Possenspiel

Es ist schon ein Possenspiel, was sich unsere Politikerkaste, und damit meine ich alle sogenannten "etablierten" Parteien, wieder mal abliefern. Da fängt der Schröder wieder die alte Leier vom Krieg an. Stoiber & Co. vergessen sich in Beschimpfungen über das Volk in den immer noch "neuen Bundesländern". Die CDU und die FDP überbieten sich in Forderungen, Arbeitnehmerrechte abzuschaffen. Die Medien wissen bald nicht mehr, was sie noch alles über diese dunkelroten Spinner Gysi und Lafontaine zeigen sollen, und über die Grünen schweige ich mich lieber aus. Leute, wacht auf !

Michael Scholz, Koßdorf

 

Milchmädchenrechnung

Es war wohl eine "Milchmädchenrechnung", 1989 zu glauben, wenn man die umgetaufte SED toleriere, schwäche man die SPD und der Wahlsieg sei für CDU/CSU sicherer. In Wahrheit wurde er durch das Zusammengehen mit der Deutschen Sozialen Union (DSU) und dem Demokratischen Aufbruch (DA) erst möglich, die nach gewonnener Wahl fallen gelassen wurden wie heiße Kartoffeln. Der Mohr hatte seine Schuldigkeit getan. Nun rächt sich diese Kurzsichtigkeit auf fatale Weise, wenn man in Mitteldeutschland als Alternative zu den etablierten Parteien nur die PDS sieht. Wenn's nicht so traurig wäre, könnte man schadenfroh lachen.

Dorothea Kunze, Bensberg

 

 

Zu: "Die Union steht in der Pflicht", Interview mit Hardy Mett, JF 33/05

Auf der Strecke geblieben

Otto Schily hängt auf dem Foto bald mit seinen Haaren im Gesicht von Erika Steinbach. Gutes Benehmen ist wohl hier auf der Strecke geblieben! Wie wär's mit Nachhilfeunterricht für Herrn Schily?

Wolfgang Rehmet, Frankfurt/Main

 

 

Zur Meldung "Künast rät zu Kauf von deutschen Herstellern" , JF 33/05

Verleugnete Grundsätze

Da empfiehlt Frau Künast ja der Rot-Grünen liebsten Popanz, die Diskriminierung! Was sonst wäre die Bevorzugung deutscher Produzenten vor ausländischen aus keinem anderen Grund, als daß sie deutsch sind? Die Regierung verleugnet mal wieder ihre eigenen, wenig durchdachten Grundsätze.

Eberhard Koenig, Baiern

 

 

Zu: "Subvention der Blechlawine" von Christian Wolter, JF 33/05

Angebliche Mobilität

Was mag die Politik nur dazu bewogen haben, die Blechlawinen zu subventionieren? Wie konnte man nur so blind sein? Da wird seit Jahrzehnten investiert und subventioniert; da werden Jahr um Jahr neue zusätzliche Autobahn-Kilometer gebaut und bestehende ausgebaut. Und trotzdem bleibt das System "motorisierter Individualverkehr" unzulänglich.

Mitteldeutschland erlebt bei sinkender Bevölkerungszahl einen Autoboom, während die Wirtschaft rundherum zusammenbricht. Auf der anderen Seite gibt es da ein S-Bahn-Netz in München, das eine dreimal so große Anzahl von Nutzern - zugegeben: nur leidlich - bewältigt, wie für die es geplant und gebaut worden ist. Und trotzdem funktioniert es. Wie paßt das nur zusammen?

Natürlich ist es für die täglichen Berufspendler ungünstig, wenn diese Vergünstigungen wegfallen oder auch nur gekürzt werden. Aber war dieses Ende tatsächlich nicht vorhersehbar? Ganz abgesehen davon, daß ich es ohnehin nicht verstehen kann, wie man dazu bereit sein kann, Tag für Tag mitunter Stunden seiner Freizeit der angeblich notwendigen Mobilität zu opfern.

Sebastian Paschinsky, Per E-Post

 

Gerechtigkeitsfanatiker

Natürlich kann man unterschiedlicher Meinung zur "Subvention der Blechlawine" durch die "Pendlerpauschale" sein. Diese Mißgeburt war ja auch von linken Gerechtigkeitsfanatikern à la Lafontaine geschaffen. Ganz anders sieht die Sache aus, wenn man die für das Erreichen des Arbeitsplatzes aufgewendeten Kosten eines Arbeitnehmers mit den dafür möglichen "Abschreibungen" durch Selbständige vergleicht. Der Begriff "Subvention" trifft dann nicht mehr zu, ist aber nicht "politisch korrekt".

Dieter Rossberg, Neu-Isenburg

 

 

Zu: "Den Deutschen eine andere Seele einimpfen" von Alexander Griesbach, JF 33/05

Umerziehung überflüssig

Saul Padover hat wie die gesamte "re-education"-Gruppe die Haltung der Deutschen zum Nationalsozialismus ausschließlich nach der in der ganzen Welt geglaubten NS-Propaganda beurteilt. Diese aber wurde in Deutschland nach 1938 nur noch von ganz wenigen geglaubt. Alle aber glaubten in Ermangelung gegenteiliger Informationen an eine Angriffsverschwörung gegen Deutschland, die ja militärisch vom Osten und wirtschaftlich vom Westen - wobei die Ursachen heute noch nicht vollständig erforscht sind - auch gegeben war.

Es gab also beim Schritt der Alliierten über die deutsche Grenze keine fünf Millionen Verteidiger der NS-Ideologie. Wohl aber glaubten alle an eine Verteidigungspflicht, die - wie in Amerika, England und Frankreich auch - von jedem zu erfüllen war. Die "re-education" hat ihre in den Rundfunksendern versprochene Pflicht zur Heranbildung eines eigenen Urteilsvermögens der Deutschen nicht erfüllt. 

Martin Haverkamp, Bielefeld

 

 

Zu: "Das Zischen der schwarzen Schwäne" von Thorsten Hinz, JF 33/05

Abneigung gegen Deutschland

Es ist sicher nicht uninteressant, dem Bild, das Thorsten Hinz von Thomas Mann gezeichnet hat, das Urteil gegenüberzustellen, das Gerhard Nebel in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 6. Juni 1950 anläßlich von Manns 75. Geburtstag über ihn gefällt hat. Nebel nennt ihn dort einen "Exponent einer bis zur Dummheit gehenden Abneigung gegen Deutschland". Er werde getrieben von der "Vernichtungslust in Form von moralischen Urteilen", aber sein Haß sei "weltgeschichtlich nicht mehr aktuell". "Es ist Thomas Manns private Lust und nichts anderes als die Außenseite einer maßlosen Eitelkeit, wie sie sich nicht nur in jedem seiner in sich selbst spiegelnden, sich selber Beifall klatschenden Sätze, sondern etwa auch in der Behauptung ausspricht, er repräsentiere den deutschen Geist".

Man mag zu diesem Urteil Gerhard Nebels stehen, wie man will, erstaunlich ist, welch hohes Maß an geistiger Freiheit trotz aller Besatzungsbeschwerden fünf Jahre nach Kriegsende in Deutschland herrschte, daß solche Sätze in der FAZ veröffentlicht werden konnten.

Edelbert Breu, Lauterhofen

 

 

Zu: "Hektisches Treiben nach dem Richterspruch" von Josef Hämmerling, JF 30/05

Blamage des Parlaments

Hämmerling schreibt: "Das Urteil stellt daher vor allem eine Blamage für die Bundesregierung dar." Die Blamage ist vor allem eine Blamage des Parlaments. Gesetze werden vom Parlament verabschiedet oder abgelehnt. Besonders schlimm im Falle des Europäischen Haftbefehls - alle Fraktionen waren sich darüber einig daß dieses Gesetz gegen die Interessen der deutschen Bürger gerichtet ist, dennoch haben sie es einstimmig abgenickt.

Und weiter: "Nach Ansicht des stellvertretenden CDU-Bundesfraktionsvorsitzenden Wolfgang Bosbach muß nun geprüft werden, ob für den Haftbefehl eine Grundgesetzänderung notwendig sei." Herr Bosbach will offenkundig nicht die Auflagen des Bundesverfassungsgerichts erfüllen, er will auch nicht das Grundgesetz entsprechend beachten - nein, er will das Grundgesetz seinen politischen Vorstellungen anpassen. Solchen Abgeordneten gehört die "klare Kante" gezeigt! 

Ulla Lang, Per E-Post

 

 

Zu: "Geistige Erneuerung" von Friedrich Romig, JF 29/05

Wissenschaftliche Stagnation

Daß die JF den Angriff des Wiener Erzbischofs auf die Evolutionstheorie einer Meldung für wert befunden hat, mag hingehen. Nicht unwidersprochen kann jedoch bleiben, daß die Zeitung sich im Meinungsteil diesen Angriff zu eigen macht.

Nachdem der Generalangriff, den der Kreationismus gegen die Evolutionstheorie geführt hat, kläglich zusammengebrochen ist, weil das Beharren auf sieben Tagen Schöpfung nur noch mit mildem Lächeln quittiert wurde, wird jetzt versucht, die Evolutionstheorie als "Königsdisziplin" der Biologie durch einen zwar sprachlich gewandteren, inhaltlich aber unveränderten Theismus unter dem Schlagwort des "Intelligent Design" zu unterminieren. Dessen Grundaxiome sind jedoch weiterhin einer rationalen naturwissenschaftliche Erklärung nicht zugänglich, sondern können nur geglaubt werden.

Ideologisch ist also nicht das Beharren der Biologie auf einem notwendigen methodischen Naturalismus als Grundlage jeglicher Naturwissenschaft, sondern der wiederholte Versuch methodischer Grenzüberschreitung und der Anspruch auf Deutungskompetenz in den Naturwissenschaften seitens der Theologie. Dies als "weiteren Schritt auf dem Weg der geistigen Erneuerung Europas" zu bezeichnen, läßt einen mit Blick in die Geschichtsbücher schaudern. Wollen wir wirklich nochmals 1.000 Jahre wissenschaftliche Stagnation?

Günter Gottschlich, Tübingen

 

 

Zu: "Srebrenica und Nemmersdorf" von Rolf Stolz, JF 29/05

Entrechtung und Terror

Wenn Rolf Stolz meint, daß erst unter Hitler Polen oder Tschechen von den Deutschen aus ihrer Heimat vertrieben worden seien, ist hierzu eine Erläuterung nötig. Schon von 1918 bis 1939 vertrieb Polen eine Million Deutsche und 500.000 Juden, wobei durch Entrechtung, Enteignung, Terror, Vergewaltigung, Folter und Mord Druck ausgeübt wurde.

Friedrich Karl Pohl, Lüneburg

 

 

Zu: Sieg der Pressefreiheit" von Dieter Stein, JF 27/05

Hinter die Stirn sehen

Ich bin erst durch Ihren Prozeß vor dem BVerfG auf Ihre Publikation aufmerksam geworden. Zu Ihrem Erfolg nach zehn Jahren (!), wobei letztlich das Verfahren immer noch nicht abgeschlossen ist, gratuliere ich Ihnen recht herzlich. Um so mehr darf man nach dem Regierungswechsel in NRW gespannt sein, wie Herr Rüttgers die Sache handhaben wird. Schade nur, daß dessen Sichtweise leider wohl erst nach der Bundestagswahl sichtbar werden wird. Ich für mich habe da meine leisen Zweifel. Ich habe mit großem Interesse Ihre letzten Ausgaben studiert. Aber meine Erwartungen scheinen wohl doch etwas zu hoch gewesen zu sein.

Mein Eindruck ist, daß für Sie alle Gutmenschen sind, die Sie als "rechts" einstufen, und alle diejenigen schlecht sind, die als "links" gesehen werden. Dabei ist meine Lebenserfahrung, daß Charakterbildung nichts mit rechts oder links zu tun hat. Außerdem können sicherlich auch Sie nicht hinter die Stirn eines Linken oder Rechten sehen. Die Opportunisten werden doch wohl mit jedem Tag mehr. 

Jörg Fischer, Odenthal


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