© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 36/05 02. September 2005

Fliegende Spaghetti-Monster
Religion contra Wissenschaft: In den USA treibt die Debatte um Evolutionstheorie und Schöpfungslehre seltsame Blüten
(idea)

Es sollte eigentlich kein Tabu sein", sagte der Genforscher Francis S. Collins der New York Times, "ist es aber in Naturwissenschaftlerzirkeln oft gewesen." Viele seiner Kollegen halten Glauben und Naturwissenschaft für unvereinbar. Anders Collins: Der bekennende Christ leitet das Nationale Zentrum zur Erforschung des menschlichen Genoms in den USA. Von einer strikten Scheidung zwischen Glauben und Naturwissenschaft, wie sie manche seiner Kollegen propagieren, hält Collins wenig. "Isaac Newton hat mehr über die Bibel als über Naturgesetze geschrieben."

In den USA ist eine heftige gesellschaftliche Debatte um den Stellenwert der Darwinschen Evolutionstheorie entbrannt. Unter Akademikern sei eine zunehmende Akzeptanz der alternativen Denkschule des "Intelligenten Designs" zu beobachten, stellt der Gründer der US-Stiftung "Schöpfung und Wahrheit", Thomas Sharp, fest. Die Lehre vom Intelligenten Design steht zwischen der Darwinschen Vorstellung, daß sich die Natur ohne Einfluß eines höheren Wesens durch zufällige Genveränderungen weiterentwickelt, und dem Kreationismus, der auf den biblischen Schöpfungsberichten fußt. Mehrere US-Bundesstaaten wollen ihre Biologie-Lehrpläne ändern, so daß nicht nur die Evolutionstheorie, sondern auch Schöpfungslehre und Intelligentes Design berücksichtigt werden.

Die Reaktionen auf diese von theologisch konservativen Christen unterstützte Entwicklung treiben seltsame Blüten. In Kansas etwa hat ein Witzbold eine neue Religion erfunden - den Glauben an das "Fliegende Spaghetti-Monster" (FSM). Die Anhänger nennen sich "Pastafarianer", tauschen sich auf über 51.000 Internetseiten aus und fordern die Aufnahme von FSM in die Lehrpläne.


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