© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 36/05 02. September 2005

Wahl-Trümpfe
von Klaus Peter Krause

Erst ein angesehener Mann aus der Rechtswissenschaft: Paul Kirchhof. Nun einer aus der Wirtschaft: Heinrich von Pierer. Angela Merkel legt die beiden wie im Ärmel verborgene Trumpfkarten auf den Wahlkampftisch. Das geschieht, weil tunlich, im zeitlichen Versatz: Zweimal sollen die Medien durch Themensetzung zum Mitwirken bewogen, zweimal soll verblüfft und eifrig kommentiert werden. Und weil das so gut klappt: Wann und mit wem will die CDU-Chefin ein drittes oder viertes Mal auftrumpfen? Lieber nicht. Denn Trümpfe dieser Art sind für eine Partei, die sich doch gerade ihrer wirtschaftlichen Kompetenz rühmt, gewiß kein Triumph.

Tatsächlich machen solche Berufungen zusätzlich offenbar, unter welchem personellen Sachverstandsmangel sie leidet. Zwar klingt es zunächst fein, wenn man sich mit Kompetenz umgibt, die man im eigenen Personal und mit eigenem Ruf selbst nicht hat. Kläglich aber ist es schon, wenn ausgerechnet eine bürgerliche Partei nicht selbst jenen Sachverstand aufbieten zu können meint und offensichtlich auch nicht aufbieten kann, dessen es zum Regieren bedarf, wenn es ein gutes Regieren sein soll. Und warum nun noch einen Rat? Es gibt doch schon so viele davon. Außerdem: Politiker mögen allenfalls Räte, aber nicht ihren Rat, denn der paßt ihnen meistens nicht. Ob die Trümpfe Kirchhof und von Pierer stechen, wird sich am Wahlergebnis zeigen.

Bis dahin sind sie schöne, auffällige Federn, mit denen sich die Kanzlerkandidatin schmückt. Aber was sind sie später wert, falls die Union die Wahl gewinnen sollte und am Regieren ist?


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