© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 37/05 09. September 2005

Schlamperei
von Peter Lemberg

Die Überschwemmung von New Orleans hat neben Mitleidsbekundungen auch eine Schimpfkanonade auf die amerikanische Bundesregierung, insbesondere auf Präsident George W. Bush, nach sich gezogen. Zunächst wurde der Hurrikan sogar Bush persönlich angelastet, weil er seine Zustimmung zum Kyoto-Abkommen verweigert. Dann brachten die verzweifelten Hilferufe der im Wasser eingeschlossenen Bürger von New Orleans samt ihrem Bürgermeister und der Gouverneurin von Louisiana die öffentliche Meinung gegen die Bush-Administration und ihre Unfähigkeit zur Katastrophenbewältigung auf. Diese Kritik am angeblichen Versagen des Washingtoner Krisenmanagements hält sich bis heute.

Übersehen wird dabei, daß die USA ein Bund eigenständiger Staaten sind, die ein großes Maß an Verwaltungsfreiheit besitzen. Zudem steht den amerikanischen Kommunen eine weitaus höhere Souveränität zu als den deutschen. Das Flutdesaster in New Orleans ist daher erstens der Stadtverwaltung und zweitens dem Staat Louisiana anzulasten. Die Stadt zählt in punkto Kriminalitäts- und Armutsrate sowie Korruption bei Verwaltung, Polizei und Schulen zur amerikanischen Spitze, ebenso wie Louisiana mit die meisten vorbestraften (und trotzdem gewählten) Politiker aufweist. Kein Wunder, daß viele in New Orleans die Katastrophe als eine Strafe Gottes ansehen. Zumindest ist es die Quittung für eine schlechte Vorbereitung. In Kalifornien oder Florida wäre das nicht passiert. Dort trainiert man die Bewältigung von Naturkatastrophen.


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