© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 38/05 16. September 2005

Frisch gepresst

Stasi-Knast. Die Zeugnisse der von der jüngsten deutschen Diktatur Drangsalierten und Inhaftierten fristen oft ein Schattendasein in der "Opferliteratur". Vielleicht auch, weil man den Werken etwas seltsame Namen gibt. Der Titel von Peter A. Hussocks Buch "Keine Frau ist so schön wie die Freiheit" lädt das Thema derart poetisch auf, daß der Leser dahinter kaum Berichte über die "Flucht aus DDR-Gefängnissen - Authentische Fälle nach geheimen Stasiprotokollen" vermuten wird (Panther Verlag, Berlin 2005, 204 Seiten, broschiert, 9,90 Euro). Doch tatsächlich stecken in Hussocks Sammlung fast krimihafte Schilderungen verschiedener Stasi-Häftlinge, denen zwischen 1953 und 1989 - manchmal zumindest vorübergehend - die Flucht gelang. Ganz nebenbei werden in diesen vom Vorsitzenden des Stasi-Opferverbandes Help e.V. zusammengetragenen Geschichten aus Marianne Birthlers BStU-Archiv die menschenverachtenden Haftbedingungen und deren Vollstrecker dargestellt, deren Dokumente zudem die kalte Sprache techno-kratischer Mielkescher Schreibtischtäter widerspiegeln.

Kinder als Abenteuer. Werdende Eltern erleben nicht selten, daß besonders Kinderlose deren sich anbahnende neue Lebenssituation fast glorifizieren wollen. Der an sich nützliche Elternratgeber der Journalistin Claudia Kersting und der Pädagogin Miriam Deike bestätigt dieses Phänomen anhand einiger Fallbeispiele eher älterer Elternpaare und ihrer etwas pathetischen Darstellung des an sich ganz natürlichen Prozesses. Vielleicht ist diese spezielle Betonung aber nur Beleg einer zunehmend kinderentwöhnten Gesellschaft (Neun Monate, und dann ...!? Wenn aus Paaren Eltern werden. Verlag Axel Gierspeck, Göttingen 2005, 274 Seiten, 24,90 Euro)


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