© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 39/05 23. September 2005

UMWELT
Amphibiensterben grassiert weiter
Volker Kempf

Kürzlich trafen sich in Washington Experten des Global Amphibian Assessment, um über das Amphibiensterben zu beraten. Etwa ein Drittel der 5.743 Frosch-, Kröten- und Salamanderarten seien weltweit vom Aussterben bedroht, 34 bis 134 Arten bereits ausgestorben. Bedroht würden die Tiere durch die Zerstörung des Lebensraumes, aber auch durch witterungsbedingte Pilze und Umweltgifte. Selbst in Österreich sind 20 der dortigen Amphibienarten stark gefährdet, in Deutschland sieht es ähnlich aus. Hier schlagen Flurbereinigung und Zersiedelung der Landschaft nicht minder zu Buche als im Nachbarland, ebenso Umweltgifte aus der industrialisierten Landwirtschaft.

Jeder Mensch verdrängt statistisch gesehen andere Arten. In Deutschland nimmt die Einwohnerzahl in den kommenden Jahren voraussichtlich langsam ab. In der Schweiz rechnet man mit einer leichten Bevölkerungszunahme, die auf Zuwanderungs- und Geburtenüberschüsse zurückgeht. Weltweit wird die Bevölkerung weiter stark zunehmen. Das ist keine Entwarnung für das Ökosystem im allgemeinen und für die Amphibien im besonderen. Immerhin stehen Amphibien nicht wie die Schildkröten auf dem Speisezettel der aufsteigenden Wirtschafts­nationen. Dennoch sind sie großen Verlierer, weil ihr Lebensraum schrumpft. So haben Wohlstand und Bevölkerungswachstum ihre Schattenseiten. Da dem so ist, erwägen Experten, gefährdete Amphibien zu züchten, was aber sehr kosten­aufwendig wäre. Besser wäre es, den Lebensraum der gefährdeten Tiere zu erhalten, also die Ursachen anzugehen. So gesehen ist der Bevölkerungsrückgang in Deutschland zumindest ökologisch "vorbildlich".


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