© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 40/05 30. September 2005

Meldungen

Birg: Deutschland hat sich aufgegeben

BERLIN. Die Bevölkerungskatastrophe in Deutschland ist nicht mehr aufzuhalten. Das erklärte Herwig Birg, emeritierter Professor für Demographie, vergangenen Donnerstag auf einer Tagung der Christdemokraten für das Leben (CDL) und der CDU-nahen Konrad-Adenauer-Stiftung in Berlin. Seit Jahrzehnten sei nichts gegen die Überalterung unternommen worden. Obwohl immer weniger Kinder geboren würden, träten nur "Splittergruppen" für die Familie als ideale Lebensform ein. Wichtigste Aufgabe der Politik müsse die Rückkehr zu einer bestandserhaltenden Geburtenrate sein, so Birg. Dazu sei ein Bewußtseinswandel nötig. Selbst wenn sich dieser einstelle, werde sich in der Lebenszeit der heutigen Bürger nichts mehr ändern. Die Bevölkerungsentwicklung verändere sich nur langfristig. Birg: "Das heutige Deutschland hat sich bevölkerungspolitisch aufgegeben." Der stellvertretende Leiter des Instituts für Demoskopie Allensbach, Wilhelm Haumann, verwies auf Umfragen, wonach der Zeitraum zum Kinderkriegen für die Deutschen immer kürzer wird. 86 Prozent der 18- bis 23jährigen und 48 Prozent der 24- bis 29jährigen hielten sich für zu jung für Nachwuchs. Früher hätten viele Deutsche in diesem Alter mehrere Kinder gehabt. 47 Prozent der unter 30jährigen verzichteten aus finanziellen Gründen auf Kinder. Auch das Fehlen eines geeigneten Partners oder einer stabilen Beziehung seien Gründe für die Kinderlosigkeit. Ein Familienwahlrecht forderte der Osnabrücker Sozialwissenschaftler Manfred Spieker. "Jedes Land muß ein vitales Interesse daran haben, Lebensformen zu fördern, die für die Gesellschaft notwendig sind." Dazu zählten in erster Linie Familien, eine Förderung gleichgeschlechtlicher Lebensformen sei sinnlos. Spieker: "Von diesen Beziehungen hat die Gesellschaft nichts."

 

Ärzte-Kongreß zur demographischen Krise

ULM. Mit Europa und der Suche nach Auswegen aus der demographischen Krise beschäftigt sich die Europäische Ärzteaktion (EÄA) auf dem Jubiläumskongreß anläßlich ihres 30jährigen Bestehens. Der Kongreß findet vom 30. September bis zum 2. Oktober in der Residenz zu Salzburg statt. Den Festvortrag zum Thema "Christliches Europa statt Laizismus?" hält der italienische Europaminister Rocco Buttiglione. Der katholische Christdemokrat durfte im Herbst 2004 nach einer Medienkampagne wegen seiner persönlichen Ansichten zur Homosexualität als Sünde nicht wie vorgesehen EU-Kommissar für Justiz werden (die JF berichtete mehrfach). Zu den Referenten der Tagung gehören unter anderem die Sozialwissenschaftler Günther Rohrmoser und Manfred Spieker. Die EÄA wurde 1975 gegründet mit dem Ziel, die Würde des menschlichen Lebens von seinem Anfang bis zum natürlichen Ende zu verteidigen und gegen Übegriffe zu schützen. Weitere Informationen bei der EÄA unter Tel.: 06 50 / 22 80 002 oder im Internet unter www.eu-ae.com


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