© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 41/05 07. Oktober 2005

Meldungen

Bischof Huber appelliert an Politiker

Potsdam. Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, der Berliner Bischof Wolfgang Huber, hat die Politiker aufgefordert, dem Volk die Wahrheit zu sagen. Dann werde auch das Vertrauen in die Politik wieder steigen, sagte Huber in einem ökumenischen Gottesdienst zum Tag der Deutschen Einheit in der Potsdamer Nikolaikirche. Fünfzehn Jahre nach der Wiedervereinigung seien manche Wünsche offengeblieben und mancher Weg steiniger als erwartet. Die Staatsverschuldung bezeichnete Huber als eine "untragbare Hypothek für unsere Kinder". Millionen Menschen seien arbeitslos. Zukunftsangst verdränge die Freude an Kindern. Die Sorgen der Menschen müßten ernst genommen werden. "Die politischen Aufgaben sind wichtiger als die politischen Farbkombinationen", sagte der EKD-Ratsvorsitzende unter Anspielung auf die laufenden Koalitionsverhandlungen.

 

Gericht rehabilitiert SED-Gegner

Berlin. Das Landgericht Berlin hat das 1952 von der DDR-Justiz verhängte Todesurteil gegen den Regime-Gegner Johann Burianek für rechtsstaatswidrig erklärt und aufgehoben. Burianek, der sich in der Kampfgruppe gegen Unmenschlichkeit (KgU) des späteren Gründers des Mauermuseums am Checkpoint Charlie in Berlin, Rainer Hildebrandt, engagiert hatte, war im Mai 1952 wegen sogenannter "Terror- und Diversionshandlungen" in einem Schauprozeß verurteilt und am 2. August 1952 in Dresden hingerichtet worden. Die KgU beteiligte sich unter anderem an der Suche nach Gefangenen, die nach 1945 in den sowjetischen Lagern verschwunden waren. Der Beschluß des Gerichtes, mit dem Burianek nachträglich rehabilitiert wurde, ging auf die Initiative des Berliner Mauermuseums zurück. Nach Angaben des Museums gibt es 15 Jahre nach der deutschen Wiedervereinigung immer noch Opfer der Sowjetischen Besatzungszone, der DDR und der SED, die bis jetzt nicht rehabilitiert worden sind.

 

Mahnmal erinnert an Opfer der Mauer

Berlin. In Berlin ist in der vergangenen Woche ein neues Mahnmal eingeweiht worden, das an die bei Fluchtversuchen an der Mauer ums Leben gekommenen Menschen erinnern soll. Das Mahnmal, das sich im zum Bundestages gehörenden Marie-Elisabeth-Lüders-Haus befindet, besteht aus Mauerresten, die mit Zahlen- und Jahresangaben der getöteten Flüchtlingen versehen worden sind. Die Mauerteile markieren den genauen Verlauf der Mauer an diesem Ort. Das Marie-Elisabeth-Lüders-Haus steht im ehemaligen Ostteil der Stadt, der gegenüber auf der anderen Spreeseite gelegene Reichstag befand sich auf Westberliner Gebiet. Bundestagspräsident Wolfgang Thierse (SPD) sagte bei der Einweihung des Mahnmals, die Teilung der Stadt dürfe nie vergessen werden.


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