© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 41/05 07. Oktober 2005

Meldungen

Ex-Auslandspfarrer: Türkei noch nicht reif

POTSDAM. Die Türkei, deren Beitrittsverhandlungen mit der Europäischen Union (EU) beginnen, bringt eine wesentliche Voraussetzung für eine EU-Mitgliedschaft nicht mit: Es herrscht keine wirkliche Religionsfreiheit. Darauf weist der frühere Pfarrer der deutschen evangelischen Gemeinde in der Türkei, Kirchenrat Gerhard Duncker, in der Oktober-Ausgabe des Magazins Cicero hin. Zwar habe dort jeder das Recht zu glauben, was er wolle, aber man dürfe sich nicht zu einer Glaubensgemeinschaft zusammentun, sagte der Theologe, der zwölf Jahre am Bosporus tätig war. Die Kirchen hätten in der Türkei keinen Rechtsstatus. Von den rund 67 Millionen Einwohnern der Türkei sind 99,6 Prozent Moslems und 0,3 Prozent Christen.

 

Rechtschreibreform zerstört Vertrauen

ERLANGEN. Als ein "verordnetes Durcheinander" hat der Sprachwissenschaftler Horst Haider Munske den gegenwärtigen Zustand der deutschen Rechtschreibung nach der zum 1. August dieses Jahres in Teilen in Kraft getretenen Reform der Rechtschreibregeln bezeichnet. "Die wenigsten kennen sich noch aus und wissen, was gerade gilt", moniert der profilierte Kritiker der Neuregelung in der aktuellen Herbst-Ausgabe der viermal im Jahr in Erlangen erscheinenden Zeitung Deutsche Sprachwelt. "Das Vertrauen in die weitgehende Übereinstimmung von Sprachgefühl und Sprachnorm, in Eindeutigkeit und Richtigkeit der Rechtschreibung ist empfindlich beeinträchtigt", so Munske. Der seit 2004 emeritierte Professor für Germanische und Deutsche Sprachwissenschaft und Mundartkunde an der Universität Erlangen-Nürnberg trat 1997 unter Protest gegen die Reformbestrebungen aus der Zwischenstaatlichen Kommission für deutsche Rechtschreibung aus und hat seither in einer Vielzahl von Publikationen gegen die unsinnige Schreibreform der Kultusminister Stellung bezogen.

 

Ausstellung zur Saar-Abstimmung

SAARBRÜCKEN. Mit einem Festakt im Saarbrücker Schloß ist am Montag die Ausstellung "Ja und Nein" zum 50. Jahrestag der Saarabstimmung am 23. Oktober 1955 eröffnet worden. Es gehe um Erinnern und Verstehen der wohl "intensivsten politischen Auseinandersetzung in unserem Land", sagte Ministerpräsident Peter Müller (CDU) in einer Ansprache vor rund 400 Gästen. Vor fünfzig Jahren hatten die Saarländer mit 67,7 Prozent ein europäisches Saarstatut abgelehnt und damit den Weg für die Rückgliederung des Saargebietes an die Bundesrepublik geebnet. Der Journalist und Buchautor Peter Scholl-Latour, der zur Zeit der Saarabstimmung Regierungssprecher des ersten Ministerpräsidenten des Saarlandes, Johannes Hoffmann, war, betonte, es sei vielleicht besser gewesen, daß die Abstimmung so verlaufen sei. Die Zeit sei 1955 noch nicht reif gewesen für ein föderatives Europa: "Es war wohl noch zu früh." Die Ausstellung zeigt nicht nur historische Dokumente wie etwa Plakate, Flugblätter und Aufkleber, sondern vermittelt auch in eindrucksvollen Installationen die aufgeheizte Atmosphäre in den Wochen vor der Abstimmung. Ergänzt wird die zum 19. Februar 2006 im Historischen Museum Saar gezeigte Ausstellung durch Video- und Audiodokumentationen historischer Aufnahmen sowie durch Vorträge, Lesungen und Spielfilmabende.

 

Sprach-Pranger

"Radio Affair" / "Anything goes" / "Planet Fruit" /"Free Falling" / "Happy Sad" / "Prime Cuts" / "Experience"

Sendetitel von Radio eins im öffentlich-rechtlichen Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB)


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