© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 41/05 07. Oktober 2005

Meldungen

Europameister bei der Biotopvernetzung

HUSUM. Die immer noch nicht fertiggestellte Autobahn 20 führt von Lübeck durch Mecklenburg und die Uckermark nach Berlin. Die Streckenführung war lange umweltpolitisch heiß umkämpft. In welchem Ausmaß sich der zähe Widerstand der Landschafts- und Tierschützer ausgezahlt hat, dokumentiert eine Auftragsforschung Rostocker Landschaftsplaner über die "biologische Wirksamkeit von Grünbrücken über Verkehrswege" (Natur- und Landeskunde. Zeitschrift für Schleswig-Holstein, Hamburg und Mecklenburg, Heft 8/9, 2005). Kaum eine andere Autobahn dürfte so viele "wildtierspezifische Bauwerke" aufweisen wie die A 20, obwohl sie noch die am wenigsten befahrene Fernstraße Deutschlands ist, der schlaue Fuchs und das muntere Rehlein also gerade hier ohne Lebensgefahr die Fahrbahn queren können. Trotzdem sind für die "Grünbrücken, Kleintierunterführungen, Wild- und Gewässerdurchlässe" keine Kosten gescheut worden. Mit dem Ergebnis, daß Deutschland wenigstens auf dem Sektor "überregionaler Biotopvernetzung" eine europäische Spitzenposition einnimmt. Denn in der Schweiz, in Holland und Frankreich war man geiziger, mit der Folge, daß die dort gebauten schmaleren Brücken unseren Mitgeschöpfen "große Akzeptanzprobleme" bereiten.

 

Feldhamster hofft auf eine Agrarwende

HANNOVER. Für die immer noch mehrheitsfähigen Öko-Muffel avanciert der Feldhamster inzwischen zur Symbolfigur der "deutschen Sklerose". Nichts gehe wirtschaftlich voran, weil etwa Autobahnen zugunsten von Hamsterrevieren nicht gebaut werden können. Üble Propaganda: Denn, so der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) in seiner jüngsten großflächigen Spendenkampagne, tatsächlich steht der possierliche Nager - Schulter an Schulter mit Lerche, Rebhuhn und Feldhasen - vor dem Aussterben. Warum? Weil auch unter der grünen Ministerin Renate Künast die "Agrarwende" nicht stattgefunden hat. Nach sieben Jahren vorgeblich ökologisch orientierter Politik danke Rot-Grün ab, die industrielle Landwirtschaft regiere hingegen unumschränkt weiter. Daher werden ungerührt Einheitspflanzen gesät, Wildkräuter mit Pestiziden bekämpft, Grünstreifen rasiert, also der Lebensraum des Feldhamsters gnadenlos reduziert. Das Hamstervolk ohne Raum ist daher selbst in seinem Refugium Sachsen-Anhalt auf die Rote Liste geraten. Der BUND wirbt nun damit, für dreißig Euro eine Fläche von drei Hektar hamstergerecht bewirtschaften zu lassen. Kommen 20.000 Euro zusammen, hat der "furchtlose Geselle" mit den großen Backentaschen eine bundesdeutsche Überlebensperspektive.

 

Erste Sätze

Was die Deutschen waren und sind, nicht was sie hätten werden können oder sollen - das ist das Volk, von dessen Kunst hier die Rede sein wird.

Wilhelm Pinder: Die Kunst der deutschen Kaiserzeit bis zum Ende der staufischen Klassik. Leipzig 1935


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