© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 41/05 07. Oktober 2005

Leserbriefe

Zu: "Vom Regen in der Traufe" von Günter Zehm, JF 40/05

Staatsschauspieler mit Naturhaar

Der Schicksalswahl-Hurrikan 2005 ist mit verheerender Wucht übers Land hinweggebraust. Seine Wirkung auf die politische Landschaft und ihre treutumben Bewohner ist verstörend. Oder ist es nur die unbewußte Rache des von den Politikern insgeheim verachteten Stimmviehs?

Die Götterdämmerung der Alt-68er-Politiker und ihrer Brut - besonders auf seiten der rot-grünen Rattenfänger - ist unübersehbar. Aber obwohl für den Staatsschauspieler und Naturhaarträger Schröder "Land unter" ist, will er ums Verrecken nicht weichen. Mit allen unappetitlichen Mitteln versucht er weiter auf der Politbrühe zu schwimmen. Während dieses Land immer mehr verkommt und tiefer im Sumpf von Politschmierentheater und dumpfer politischer Korrektheit versinkt, grölt der Weltstaatsmann Gerhard in bekannter Manier: "Ich bleibe hier drin!" Und die Wa(h)lküre Angela? Schwamm drüber!

Dieter Marr, München

 

 

Erfrischender Kommentar

Meinen Dank für den erfrischenden und ganz anderen Kommentar zum fingierten Kanzlerduell. Schröder sinnt doch nur noch auf ehrenvollen Abgang in die gute Pension mit 61 ohne Abzug.

Die Union ist gut beraten, genau auf harte Reformvereinbarungen zu pochen, um den Sozialisten nicht den nächsten Wahlsieg zu servieren. Sie sollte sich auch bemühen, einer rechten Opposition die Argumente durch Handeln zu entziehen. Leider wird der Bürger bald merken, daß sich die "staatstragenden Parteien an den Fleischtöpfen" einig sind, nichts gegen die Einwanderung in unseren Sozialstaat, die Weiterführung der Europanarretei und die Zahlmeisterei für alle Welt zu unternehmen. Schade, daß die Union ihre Chancen nicht sieht.

Georg K. Schmelzle, Norden/Ostfriesland

 

 

Zu: "Konzentration auf Hochburgen" von Matthias Müller, JF 40/05

Platz für wirklich wichtige Artikel

Mit einigem Unbehagen nehme ich zur Kenntnis, daß Sie auffällig häufig über die NPD berichten, je nach Verfasser durchaus wohlgefällig. Als wertkonservativ denkender Bürger dieses Landes läuft mir dabei jedes Mal ein Schauer über den Rücken. Ich wohne nun leider in einer dieser "Hochburgen" in Sachsen, und vielleicht sollten Sie sich mit diesen "gruseligen Gestalten" einmal näher auseinandersetzen, um zu erkennen, daß jede, auch die leiseste Hoffnung auf ein Entstehen einer neuen "Rechten" mit dieser Partei diskreditiert und zerstört wird!

Ich teile Ihre Auffassung, daß es rechts der moralisch ausgelaugten Union eine neue (auf-)rechte Kraft geben sollte, auch um das bürgerliche Lager auf mittlere Sicht wieder mehrheitsfähig werden zu lassen und CDU/CSU einen Koalitionspartner jenseits der bisherigen Konstellationen zur Seite zu stellen. Aber nicht und niemals mit dieser Partei!

Ich behaupte mit Verlaub, daß 99 Prozent der NPD-Wähler neben dem "Schnauze voll?"(!)-Slogan überhaupt keine Ahnung haben, was und wen sie da wählen. Die sogenannten Stammwähler rekrutieren sich aus unteren sozialen und niederen Bildungsschichten. Mir sind zahlreiche Kandidaten aus den Kommunalparlamenten persönlich bekannt: unterstes Niveau, Glatzen, Schläger! Von wertkonservativen Inhalten keine Spur, ablehnend und nichtsahnend gegenüber jeder christlichen Tradition in diesem Land! Diese Leute sind Antichristen, die nichts von diesem Staat und seiner Verfassung halten. Also tun Sie, was Sie tun müssen: Sparen Sie sich den Platz in Ihrer Zeitung für die wirklich wichtigen Artikel auf, die es wert sind zu lesen.

Dr. Olrik Land, per e-post

 

 

Zu: "Wiedervereinigung von unten" von Thorsten Hinz, JF 40/05

Schonungslose Analyse fehlt

Der Artikel von Herrn Hinz zeichnet sich durch eine begrüßenswert sachliche und in fast allen Aspekten auch durch einen "Ossi" zu bestätigende Analyse aus. Leider krankt diese, wie auch die angefeindete Analyse von Herrn Stoiber, an einem Grundmangel. Die deutsche Einheit in den Köpfen wird erst dann stattfinden, wenn eine so schonungslose Analyse auch mit den sozialen und wirtschaftlichen Verhältnissen der alten Bundesländer stattfindet und diese sachlich bewertet wird.

Fakt ist, daß Ende der achtziger Jahre die alte Bundesrepublik Deutschland in eine zyklische Krise schlitterte, die Sozialkassen der alten Bundesrepublik Deutschland an ihre Grenzen gekommen waren und das Besitzstandsdenken ein Niveau erreicht hatte, das jede Reform im Keim erstickte. Fakt ist zudem, daß Ende der achtziger Jahre die Verschuldung der alten Bundesrepublik Deutschland bis dahin ungekannte Dimensionen erreicht hatte. Die deutsche Einheit war für die Bundesregierung Anfang der Neunziger ein willkommener Anlaß, die Nettoneuverschuldung zu erhöhen. Die deutsche Einheit ist nicht aus Reserven der alten Bundesrepublik bezahlt worden, sondern aus neuen Schulden. Da alle Bürger dieses Landes diese zurückzahlen müssen, ist es einfach nicht richtig, wenn Herr Stoiber so tut, als ob der Westen dem Osten was geschenkt hat.

Deutschland hat zweifelsohne eine wahnsinnige wirtschaftliche Leistung mit der deutschen Einheit erreicht. Wenn es gelingen würde, allen Deutschen zu erklären, was da wirklich gelaufen ist, man könnte statt des Neids gegenüber den anderen den Stolz über Erreichtes säen.

Dr. Frank Reiche, per E-post

 

 

Zu: "Poker um die Macht" von Dieter Stein, JF 39/05

Unterlassene Hilfeleistung

Die Parteien siegten über die Verfassungsorgane. Eine nicht bewiesene Behauptung des Kanzlers passierte vier Verfassungsorgane (Bundesregierung, Bundestag, Bundespräsident, Bundesverfassungsgericht). Die SPD-Fraktion hat bei der Vertrauensfrage falsch Zeugnis abgelegt. Wer trotzdem Rot wählte, sollte seinen Verstand wegen "unterlassener Hilfeleistung" verklagen.

Werner B. Wegmann

 

 

Zu kurz gegriffene Schlüsse

Wie schon in dem vorhergehenden Leitartikel ("Eine deutsche Wende", JF 38/05) zieht Dieter Stein aus zutreffenden Analysen der politischen Situation zu kurz greifende Schlußfolgerungen. Es kann nämlich nicht mehr darum gehen, in Deutschland eine neue Partei wie auch immer gearteter konservativer Observanz aufzumachen. In einem zerfallenden bürgerlichen Milieu besteht an solchen Parteiungen, Gruppierungen, Grüppchen und Vereinen, die in erster Linie das Ego der Beteiligten bedienen und für das pseudointellektuelle Wohlbefinden bürgerlicher Altherrenclubs sorgen, wahrlich kein Mangel. Selbst wenn einer rechtskonservativen Partei in Deutschland unter den herrschenden Bedingungen staatlicher Beobachtung und Unterwanderung eine größere Rolle zufallen würde, wäre ihr weiterer Weg im repräsentativ-parlamentarischen System vorgezeichnet.

Es ist kontraproduktiv und systemprolongierend, dem Trugbild einer vermeintlich konservativen Union nachzutrauern und einen intellektuell angekränkelten sogenannten rechten Flügel reanimieren zu wollen, der in seiner Blütezeit genauso mitverantwortlich für den Bankrott des BRD-Staatsmodells war wie der Sozialdemokratismus.

Alfred Wollmann, Erding

 

 

Zu: "Abgang eines Polit-Schamanen" von Thorsten Hinz , JF 39/05

Mut und gute Beobachtungsgabe

Zunächst möchte ich Thorsten Hinz zu seinem Mut und zu seiner guten Beobachtungsgabe gratulieren. Auch wenn sich die Anzeichen mehren, daß in einigen Redaktionen der etablierten Tagespresse (z. B. FAZ) das große Aufwachen begonnen hat, gehört Thorsten Hinz doch zu den ersten, die den Mut besitzen, den schockierenden Sachverhalt unumwunden beim Namen zu nennen: den Größenwahn jenes Burschen, der sich vor sieben Jahren an die Macht geschlichen hat.

Klaus Fisch, Wasserburg am Inn

 

 

Zu: "Revolte gegen Merkel - jetzt!" von Thorsten Thaler, JF 39/05

Kalte, volksferne Krämerseelen

Wie kann man nur politisch so dumm sein zu glauben, man könne ohne soziale Wärme und Versprechungen beim Volke in Wahlen siegen? Was für kalt-volksferne Krämerseelen waren da am Werke, die unausgegorene Steuerreformmodelle und Kostenreduzierungen zum Hauptthema machten und das auch noch für wählerattraktiv hielten? Wie konnte man nur diese Groß-Dummheit der Mehrwertsteuererhöhung und der Streichung der Nachtarbeiterzulagen verzapfen und so der ewig sozialdemagogischen und sozialbetrügerischen SPD die willkommenen Steilvorlagen zum Endspurt freihaus liefern? Solche unfähigen Politiker ohne Gespür für die Volksstimmung gehören abgelöst, wenn CDU/CSU noch einmal eine Chance haben wollen! Es rächt sich nun, daß die Union auf die Warnungen und Mahnungen ihres Sozialflügels (wie Geisler und Seehofer) nicht gehört hat!

Wie andere haben natürlich CDU-CSU nicht den Mut, die schlummernden politischen Tabus und die immensen Milliardenkosten in tabuisierten Bereichen anzusprechen und hier mal eine Kürzung zu fordern.

Horst Jürgen Schäfer, Frankfurt am Main

 

 

Zu: "Schöner wohnen leicht gemacht" von Jochen Arp, JF 39/05

Für Deutsche unvorstellbar

Stellen wir uns vor, ich als deutscher Staatsbürger baue ein Haus in einem Baugebiet ohne gültigen Bebauungsplan, die Eigentumsfrage am Grundstück ist noch nicht notariell geregelt und die Gesamtfinanzierung nicht sicher. Darf ich mit Baumaßnahmen beginnen? Bekomme ich eine Baugenehmigung? Ja, wenn ich der richtigen Ethnie angehöre und diese dazu noch einen Zentralrat hat.

Karl-Heinz Westenhöfer, Per e-post

 

 

Zu: "Bundestagswahl 2005" (Parteienübersicht), JF 39/05

Verfassungsbruch der Presse

Die JUNGE FREIHEIT hat ganz selbstverständlich und demokratisch sämtliche Ergebnisse der Bundestagswahl veröffentlicht, danke! Dagegen scheute sich die überwiegende Presse Deutschlands nicht, Verfassungsbruch zu begehen, denn einige Grundgesetz-Artikel wurden ungeniert mißachtet und verletzt.

So Artikel 1, der zum Schutz der Menschenwürde verpflichtet. Die Wähler kleinerer Parteien wurden aber unter "Sonstige" abqualifiziert, ins Nichts gestoßen und entwürdigt. Artikel 3 schreibt u.a. vor, daß niemand wegen seiner politischen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt werden darf. Die Benachteiligung wurde durch das anonyme "Sonstige" klar bewirkt, während die anderen Parteien durch ausführliche Prozent-Darstellungen bevorzugt wurden. Unter Artikel 5 heißt es u.a., daß jeder das Recht hat, sich aus allgemein zugänglichen Quellen (das ist vorwiegend die Presse!) ungehindert zu unterrichten. Auch das wurde durch die Anonymisierung verhindert. Weiter heißt es dort: "Eine Zensur findet nicht statt." Man muß sich fragen, was ist es denn sonst, wenn so diktatorisch eine volle Aufklärung bewußt und gezielt verhindert wird? Gut, daß es die JUNGE FREIHEIT gibt.

Walter Willhöft, Ahrensburg

 

 

Zu: "So ist keine wirkliche Wende möglich" von Klaus Peter Krause, JF 39/05

Anleihen bei Wilhelm Busch

Max und Moritz sind uns bekannt. Wenn es zu einer Koalition Union/SPD kommt, bekommen wir Marx und Merkel.

Eggert Schoeniger, Bad Schwartau

 

 

Zu: "Elefant in der Elefantenrunde" von Sven Lachhein, JF 39/05

Diagnose: Morbus Simonis

Sie bringen mehrere interessante Varianten als Ursachen für Kanzler Schröders Entgleisung im Fernsehstudio: War er bekifft, angetrunken, nicht ganz bei Sinnen oder ernsthaft verrückt? Das letztere liegt nahe, deshalb bringe ich Ihnen meine amateurmedizinische Diagnose.

Schröder litt an einer überwältigenden Dysfunktion seiner Wahrnehmungsfähigkeit, ein Symptom des manisch-paranoiden Syndroms, welches im Endstadium zur Minderung der Selbstkritik sowie zur unüberlegten Erfindung von Tricks führt, um Ideen wahnhafter Ausmaße zu verwirklichen.

Dieser Symptomenkomplex, in der Öffentlichkeit als Morbus Simonis bekannt geworden, wurde zuerst aufgrund eines fatalen Realitätsdefizits der Ministerpräsidentin von Schleswig-Holstein diagnostiziert. Heide Simonis war trotz eines dreisten, nie dagewesenen Koalitionstricks nach vier Wahlgängen an der Wiederwahl im Landesparlament gescheitert. Das erneute Auftreten dieser Krankheit beim Regierungschef unseres Landes macht die Erforschung des Krankheitsbildes unumgänglich, denn übereilte Entschlüsse, interpersonelle Konflikte sowie hirnrissige Entscheidungen könnten dem Volke schaden.

Dr. InG. U. H. Wittenberg, Porta Westfalica

 

Bildungsnah, doch rüpelhaft

Bei allem Ärger über das schlechte Benehmen Schröders am Wahlabend finde ich - als CDU-Wähler - Ihren Hinweis auf den "bildungsfernen Haushalt" ein wenig abwegig. Was Schröder an diesem Abend geboten hat, war das übliche Benehmen von Herrn Dr. Kohl, der wohl einen anderen Hintergrund hatte. Ganz zu schweigen übrigens von dem verstorbenen Dr. Strauß, der ein hochgebildeter Mensch war und gleichzeitig ein primitiver Rüpel. Man sollte die Sache nicht zu hoch hängen.

Klaus-Peter Kubiak, Per E-post

 

 

Zu: "Vorbild Weimar" von Karl Heinzen, JF 39/05

Wahlvolk ist kein Souverän

Gewiß, in der Demokratie ist das Wahlvolk mit seinen Stimmen für den geordneten Regierungswechsel unerläßlich, doch von ihm als Souverän zu sprechen, scheint mir eine unangemessene Metaphorik zu sein, suhlt sich doch die übergroße Mehrheit der Deutschen täglich in der Kloake namens Bild-Zeitung. Leider! Der Wert von Politik und Politikern kann also nicht an dem Stimmverhalten des Wahlvolks abgelesen werden.

Karl-August Hennicke, Bad Kissingen

 

 

Zu: "Fruchtalarm" von Ronald Gläser, JF 39/05

Ermunterung durch Super-Nanny

Der von Ronald Gläser vorgebrachte Vermutung, die Kinderlosigkeit in Deutschland könnte mit abschreckenden Fernsehbeispielen im Zusammenhang stehen, möchte ich entschieden widersprechen. Erstens wird niemand gezwungen, die zweifellos oftmals niveaulosen Talkshows anzuschauen (geschweige denn, sich mit den dortigen Teilnehmern zu identifizieren), zweitens kann die Super-Nanny-Thematik doch dazu ermuntern, es mit dem eigenen Nachwuchs besser machen zu wollen, und drittens erscheint ja wohl gerade Mia-Sophia Wellenbrink nicht als abschreckendes Beispiel. Vielmehr geht von diesem Kind doch ein gewisser Charme aus, der in unserer Familie beim Betrachten des Werbestreifens immer erneut für gute Laune sorgt.

Vielleicht sollte eher einmal darüber nachgedacht werden, ob die deutsche Misere in punkto Familienplanung nicht in der Unsitte gegründet sein könnte, daß heutzutage scheinbar alle jungen Frauen der Meinung sind, sich durch Karrieren selbstverwirklichen zu müssen. Sie werden kaum glauben, wie schwer es für einen jungen Mann ist, eine Frau zu finden, die auch noch bereit ist, Kinder zu kriegen ...

Kai Kraze, Berlin

 

 

Zu: "Eine deutsche Wende" von Dieter Stein, JF 38/05, und "Wo sind die Konservativen?" von Doris Neujahr, JF 36/05,

Einigkeit: rechte Partei fehlt

Sowohl Doris Neujahr wie Dieter Stein sind sich einig: Es fehlt eine Partei rechts von der CDU/CSU, die Werte vertritt, die von der Union nicht mehr richtig wahrgenommen werden. Es sind dies: ein gesunder Patriotismus, ein Europa der Vaterländer, eine vernünftige Zuwanderungs-, Asyl - und Integrationspolitik und nicht zuletzt eine Wirtschaftspolitik, die endlich eine Wende der jetzigen Situation zum Ziel hat. Man kann zwar, insbesondere mit Blick auf die hohe Anzahl von Arbeitslosen, keine schnelle Verringerung dieser Zahl erwarten, aber die jetzigen Maßnahmen gehören überprüft, und die Beispiele von erfolgreicherer Arbeitslosenbekämpfung in anderen Staaten sollten mehr berücksichtigt werden.

Viele heutige Nichtwähler würden bestimmt so eine Partei wählen. Leider ist es für diese Wahl zu spät! Die Stimmen, die heute den kleinen rechten Parteien gegeben werden, sind verlorene, und Teile ihrer Programme entsprechen auch nicht den Vorstellungen rechtskonservativer Wähler.

Bruno Gubitz, Velden


Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen