© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 43/05 21. Oktober 2005

Bigotte Proteste
von Albrecht Rothacher

Der Yasukuni-Schrein ist eine von Kirschbäumen beschattete traditionelle Tempelanlage im Herzen Tokios. Er ist ein friedlicher Ort der Stille in der hektischen Metropole. Hier gedenkt Japan der 2,5 Millionen japanischen Kriegstoten, deren Seelen nach der Überlieferung des Staatsschinto hier ruhen. Auch die nach 1945 als Kriegsverbrecher Hingerichteten zählen zu diesen Opfern des Krieges. Für die meisten Japaner ist der Besuch ihres Premiers so selbstverständlich wie der des US-Präsidenten in Arlington/Virginia. Die Besuche von Junichiro Koizumi lösen jeweils hysterische Proteste bei den koreanischen und chinesischen Nachbarn aus, die stets vom geflissentlichen Echo politisch korrekter Westmedien begleitet werden.

Bei näherem Hinsehen wird deutlich, daß auf jenen "anti-japanischen Protesten" durchaus schmutzige innenpolitische Süppchen gekocht werden. Denn die Bürgerkriege in Korea und China und die dortigen KP-Diktaturen haben wesentlich mehr Opfer gefordert als der grausam geführte Krieg mit Japan und die harte japanische Kolonialherrschaft. So versucht die Linke in Südkorea die politische Rechte dort der früheren Kollaboration mit Japan zu bezichtigen - Nachkriegspräsident Park Chung-hee (1963-1979) hatte als japanischer Offizier gedient. In China versucht das KP-Regime von den sozialen und regionalen Spannungen abzulenken und seine Herrschaft nach dem Bankrott des Marxismus-Maoismus zu legitimieren, indem es plötzlich die Kriegstoten der Kuomintang entdeckt - aber die etwa 40 Millionen eigenen Opfer des Mao-Kommunismus verschweigt.


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