© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 44/05 28. Oktober 2005

ZDF-Doku 37°:
Mein Traumberuf: Bestatter
Christoph Martinkat

Die Totengräber schaufeln Ophelias Grab. Hamlet reflektiert über Staub, Würmer und Tod. Ophelia wird, da Verdacht auf Selbstmord besteht, ohne Zeremoniell bestattet. Laertes stürzt sich auf Hamlet und mit ihm in das offene Grab. - Grabgesänge aus einer anderen Zeit. Und heute? Jedes Jahr sterben in Deutschland eine Million Menschen. Nicht außergewöhnlich für eine Nation, die zunehmend altert. Dennoch war der Tod noch nie so tabuisiert. Seine kurioseste Blüte: die atemlose Jagd nach beständiger Jugendlichkeit und Schönheit. Was früher als Trauerarbeit der Familie zufiel, hat sich in Industriegesellschaften zu einem Broterwerb entwickelt - zu Bestattungsunternehmen.

Global ausgerichtet - Hindutod in Offenbach

Seit drei Jahren gibt es in Deutschland "Bestatter" als offiziellen Lehrberuf. Immer mehr Jugendliche treten diese Stelle an. Warum das so ist, untersucht das ZDF in seiner Dokumentationsreihe 37° ausgerechnet an Allerheiligen - "Mein Traumberuf: Bestatter" (01.11., 22.45 Uhr). Bestatter sei ein Beruf mit Berufung, sagt etwa Berufsschullehrerin Ulrike Vogler. Sie erklärt ihren Lehrlingen das immer größer werdende Anforderungsprofil in einem Bild: "Stellen Sie sich nur vor, ein Hindu stirbt in Offenbach. Da müssen Sie genau wissen, wie die religiösen Bestimmungen sind." Da schwitzen die jugendlichen Bestatter in spe, die ihr Leben noch vor sich haben. Die Motive der Azubis, einen Beruf zu ergreifen, der sie täglich mit dem Tod konfrontiert, sind verschieden: Sie reichen vom Todeserlebnis in der Familie über die Hoffnung auf einen krisenfesten Job bis hin zur Übernahme des väterlichen Unternehmens.


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