© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 45/05 04. November 2005

Zeitschriftenkritik: Fest und Treu
Geistlich gut ausgerüstet
Werner Olles

Herausgegeben von der Christlichen Literaturverbreitung e.V. erscheint die Zeitschrift fest und treu im 2. Jahrgang. Das Heft mit 24 Seiten versteht sich selbst als "evangelistisch" bzw. evangelisch-reformiert, vermeidet aber - abgesehen von einigen Ausrutschern wie der Aussage über die "Irrlehren und den Götzendienst der römisch-katholischen Kirche" - wohltuend allzu antikatholische Affekte. Statt dessen wirbt man hier mit einer freundlichen und klaren Einladung zur "Bekehrung" und bietet unter dem Motto "Katholiken für Christus gewinnen" weitere Hilfen für Fragende an. Die verschiedenen Themen der Hefte werden leicht verständlich behandelt, da es in erster Linie um Methoden und Techniken der Evangelisation geht, wobei die geistliche Ausrüstung für diesen Dienst ganz vorne steht.

Mit Kritik an den eigenen Reihen wird dabei nicht gespart. So bemängelt man beispielsweise das moderne Liedgut der Reformierten, das gemessen an den Kirchenliedern früherer Zeiten "mit wenigen Ausnahmen eine erschreckende geistige und geistliche Armut" dokumentiere. Auch müsse man sich als Musterbeispiel einer gesunden und biblisch geprägten Gemeinde die Apostel vorstellen. Sie seien nicht als "Dozenten der Theologie" aufgetreten, sondern lebten in engster Gemeinschaft mit den Geschwistern. Nur auf dieser Grundlage könne ein gesundes, der biblischen Norm entsprechendes Gemeindeleben entstehen. Dies stehe jedoch in der heutigen Christenheit und leider auch in der traditionellen sogenannten "Brüderbewegung" nicht mehr hoch im Kurs. Ausgerechnet innerhalb dieser Bewegung habe das Interesse an biblischer Dogmatik stark nachgelassen, während unter den Geschwistern des konservativen Flügels der landeskirchlichen oder bekennenden Gemeinschaften sowie in neu entstandenen Gemeinden, die keine jahrzehntelange Tradition kennen, ein "Hunger nach klarer biblischer Lehre" zu erkennen sei.

Tatsächlich sei jedoch eine "gesunde und ausgewogene Lehre die unverzichtbare Voraussetzung, um einen direkten und positiven Einfluß auf das Leben der Zuhörer haben zu können, das geistliche Leben zu nähren und zur Glaubwürdigkeit der Christen beizutragen". Weitere Beiträge der letzten beiden Ausgaben befassen sich unter anderem mit dem Papst-Besuch in Köln und mit der Mission in China sowie unter Tadschiken und Kasachen. Beide zentralasiatischen Länder werden von einer mehrheitlich muslimischen Bevölkerung bewohnt, seien aber dennoch offen für Mission. Zwar sind in Tadschikistan von den sechs Millionen Einwohnern nur etwa 1,4 Prozent Christen, wovon ca. 3.000 den Evangelikalen zugerechnet werden, aber die Christen werden von der Regierung nicht angefeindet. Ein wenig anders verhält sich die Lage in Kasachstan, wo große Vorurteile gegenüber Christen bestehen und der Gruppenzwang einen Moslem davon abhält, eine christliche Veranstaltung zu besuchen, weil er sonst Repressalien seiner muslimischen Umgebung ausgesetzt wäre. Hier müssen Evangelisation und Mission an der Tradition der Kasachen ausgerichtet werden, um größere Gefahren für die kasachischen Evangelisten zu vermeiden.

Anschrift: Christliche Literaturverbreitung e.V., Postfach 11 01 35, 33661 Bielefeld, Internet: www.clv.de.


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