© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 47/05 18. November 2005

Meldungen

Zahl der Vertriebenen wird unterschätzt

Berlin. Die meisten Deutschen sind nicht in der Lage, die korrekte Zahl der nach dem Zweiten Weltkrieg vertriebenen Deutschen zu nennen. Das geht aus einer Umfrage des Meinungsforschungsinstitutes Allensbach hervor, die im Auftrag des Hauses der Geschichte der Bundesrepublik in Bonn erstellt worden ist. Demnach unterschätzen 60 Prozent der Befragten die Zahl der bis zu 14 Millionen Vertriebenen stark beziehungsweise deutlich. Nur zehn Prozent konnten die korrekte Größenordnung angeben. Ein knappes Drittel der 2.000 Befragten gab an, einen persönlichen Bezug zur Vertreibung zu haben. Bei der Altersgruppe bis 30 Jahre gaben 24 Prozent an, daß ihre Familie einen Bezug zu diesem Thema hat. Der Allensbach-Umfrage zufolge sind 31 Prozent der Bevölkerung der Ansicht, daß die Vertreiberstaaten sich für das Leid der Vertreibungen entschuldigen sollten. 44 Prozent lehnen dies mit dem Hinweis ab, Deutschland habe die Krieg begonnen.

 

Gysi: Deutschland ist geschichtslos

Berlin. Der Fraktionsvorsitzende der Linkspartei im Bundestag, Gregor Gysi, hat die anderen Parteien aufgefordert, sich mit ihrer Geschichte auseinanderzusetzen. In einem Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur kritisierte Gysi, daß sich die Linkspartei mit der Vergangenheit ihrer Vorläuferorganisationen "bis 1918" auseinandersetzen müsse, während die Union nicht einmal über die Aufnahme von Blockparteien der DDR sprechen müsse. "Dieses Deutschland ist immer noch recht geschichtslos", sagte Gysi.

 

Dignitas: Ermittlungen wegen Sterbehilfe

Augsburg. Die Staatsanwaltschaft in Augsburg ermittelt Medienberichten zufolge in einem Fall von aktiver Sterbehilfe, der im Zusammenhang mit dem Schweizer Sterbehilfeverein Dignitas steht. Demnach sind gegen zwei Ärzte Ermittlungen wegen fahrlässiger Tötung eingeleitet worden. Hintergrund ist der Tod einer 69 Jahre alten Frau aus Augsburg, die sich mit Hilfe von Dignitas das Leben genommen hat, nachdem der Hausarzt bei ihr eine unheilbare Lebererkrankung festgestellt hatte. Aufgrund der Diagnose habe ihr der Sterbehilfeverein, der vor einigen Wochen auch eine Niederlassung in Deutschland gegründet hat, das Rezept für einen Todescocktail besorgt. Nach dem Selbstmord der Frau habe sich der Verdacht einer unheilbaren Krankheit allerdings nicht bestätigt. Die Staatsanwaltschaft ermittelt nun sowohl gegen den Hausarzt der Frau als auch gegen den Schweizer Arzt, der das Rezept für das Gift ausgestellt hat. Dieser hat sich allerdings nach einem Bericht des Schweizer Nachrichtenmagazins Facts mittlerweile ebenfalls mit einem Todescocktail von Dignitas das Leben genommen.


Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen