© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 47/05 18. November 2005

Postkolonial:
History-Offensive des ZDF hält an
Christoph Martinkat

Seit geraumer Zeit versucht sich das ZDF als mundgerechtes Geschichtsfernsehen. Und das, glaubt man den Machern, mit wachsendem Erfolg. Was einst mit Formaten wie "History" begann, wird jüngst durch Reihen wie "Der Tag X - Wendepunkt der Geschichte" oder "ZDF-Expedition" ergänzt. Darüber hinaus laufen mehrteilige Geschichtsdokumentationen zur besten Sendezeit. Ob die mediale History-Offensive des ZDF auch ein jugendliches Publikum erreicht, dessen Geschichtsverständnis oft nur zwischen Asterix, Obelix und Drittem Reich changiert, bleibt abzuwarten.

Und morgen die ganze Welt, dreiteilig

Momentan läuft eine dreiteilige Reihe über das bislang unterbelichtete, recht episodische Kapitel "Deutsche Kolonien". Der dritte und letzte Teil kümmert sich um das abrupte Ende der deutschen Kolonialzeit im Zuge des Ersten Weltkriegs und des Versailler Vertrags. Der Titel "... und morgen die ganze Welt" (Di., 22. November, 20.15 Uhr) weist darüberhinaus auf das Trauma des Kolonialverlusts sowie auf die nationalsozialistischen Kolonialvorstellungen hin. Daß diese weniger auf die verlorenen Gebiete in Afrika oder im Pazifik abzielten als vielmehr auf Teile von Mittel- und Osteuropa, hatte Hitler bereits in "Mein Kampf" propagiert. Der sogenannte Afrika-Feldzug bedeutet dabei keine Ausnahme, da er als Reaktion auf die strategischen Gebietsverluste des Achsenpartners Italien verstanden werden muß. Man darf sehr gespannt sein, wie sich die Autoren des Kolonialthemas bemächtigen und mit welchen Einsichten sie aufwarten.


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