© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 48/05 25. November 2005

Exportgut Städtebau: Deutsches "Reich der Mitte"
Speer jr. erobert China
Sven Lachhein

Es klingt, als hätte Albert Speer bei "Wetten, daß ..." mitgemacht, der TV-Show, die jüngst auch nach China exportiert wurde. Sechzig Jahre nach Kriegsende ist Deutschland wieder gefragt, und alte Träume werden wahr. Nachdem die Pläne für die Reichshauptstadt Germania von Albert Speer sen. nicht verwirklicht werden konnten, geht die Vision einer deutschen Superstadt nun doch in Erfüllung: im Reich der Mitte, durch Albert Speer jr. Erst baute VW 1984 eine Fabrik in der Nähe von Shanghai, jetzt wird das Werk ergänzt um die Satellitenstadt namens Anting. Unter dem Oberbefehl von Speer jr. entsteht dort Wohnraum für 40.000 Chinesen. Neben Einkaufspassagen, Bürotürmen, Vergnügungsparks und komfortablen Wohnungen gibt es auch eine Formel-1-Rennstrecke. Da die Chinesen an allem Deutschen scheinbar einen Narren gefressen haben, wurde eine Kopie des Weimarer Goethe-Schiller-Denkmals gleich mitimportiert. Übrigens erstürmen seit einiger Zeit chinesische Touristen in Trier das Geburtshaus von Karl Marx. Dort hat man die Zeichen der Zeit erkannt: die neuen Straßenschilder von Trier tragen chinesische Schriftzeichen.

German Anting (Foto)


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