© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 48/05 25. November 2005

Blick in die Medien
Rotfunk MDR
Ronald Gläser

Immer noch steht der Palast der Republik mitten auf der Berliner Museumsinsel, harrt seines beschlossenen Abrisses und verschandelt die Stadtlandschaft. Anlaß genug für den Mitteldeutschen Rundfunk, letzte Woche in der Sendung "Um Zwölf" mal ein wenig die Propagandatrommel zu rühren. Dafür reicht es nicht aus, die Abrißgegner ausführlich zu Wort kommen zu lassen, die natürlich "keinen Bock auf nachgebauten Mist" haben und damit das wiederzuerrichtende Stadtschloß meinen. Der MDR geht noch weiter: Mit einem Wolga und dem "Genossen Pfennighaus", dem Bauleiter von "Erichs Lampenladen", fährt man in die Mitte der "Hauptstadt der DDR" und ist gemeinsam erschüttert. "Der Stolz der DDR-Bürger liegt in Trümmern", ist man sich einig. Und Genosse Pfennighaus schwelgt in Erinnerungen: Nur zuverlässige Leute durften 1974 bis 1976 mit dem Helikopter fliegen, der für die Arbeiten eingesetzt wurde. Ach ja richtig, der antifaschistische Schutzwall war dort in der Nähe. Zuverlässig? Von Stasi-Zugehörigkeit schweigt man dienstbeflissen. - Was bleibt da? Der Wunsch nach einem Auftritt der Einstürzenden Neubauten.


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