© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 50/05 09. Dezember 2005

Zeitschriftenkritik: Player
VIP-Lounge statt Fankurve
Thomas Bachmann

Surfers, freedombmx, mountainbike rider, snowboarder Monster Backside Magazine, motoX, skiing, skateboard, blond, slack und stance heißen die Print-Objekte, die der in Hamburg ansässigen "b & d" Verlagsgruppe bislang ihr unverwechselbares Profil gaben. Ausgerichtet sind sie auf jugendliche Zielgruppen, die einfach nur cool sind, ihren Lebenshunger mit diversen Fun-Sportarten stillen und aus für Außenstehende nicht immer nachvollziehbaren Gründen in bestimmten Segmenten der werbetreibenden Wirtschaft als Trendsetter ihrer Alterskohorte gelten.

Zu diesen Titeln gesellt sich seit jüngstem ein neuer: Player. Lediglich sein Name fällt nicht aus dem Rahmen. Der redaktionelle Inhalt hingegen verläßt die Gefilde elitärer Zeitverschwendung und taucht in die Niederungen des Massensports schlechthin ein: Player hat sich dem Fußball, gemeint ist natürlich soccer, verschrieben.

Da der Markt für Monatszeitschriften zu diesem Thema insbesondere durch 11 Freunde als Pionier sowie Rund aus dem Hause "Kicker" als Nachzügler umkämpft und zudem per se begrenzt ist, versucht der Newcomer von Anfang an den Ausbruch aus der Nische und positioniert sich als eine Art Lifestyle-Magazin, das den Glamour des Fußballs kultiviert und die landläufig mit ihm in Zusammenhang gebrachten dumpfen Leidenschaften und primitiven Gebaren vergessen macht. Mit seiner gediegenen Aufmachung und seinem großzügigen Format scheint sich Player vor allem diejenigen als Publikum ausgedacht zu haben, deren Lesegewohnheiten ansonsten durch Magazine wie GQ, Mens' Health oder Matador geprägt sind. Statt mit straffer, jugendlicher Frauenhaut oben ohne pur zu locken, wird der Betrachter hier jedoch mit leibhaftiger Fußballprominenz verwöhnt, die allerdings in einen ungewohnten Kontext gestellt wird. Die Playlist auf dem iPod von Mike Hanke? Die Fototermine der Teams von Real Madrid und Bayern München mit ihrem Sponsor Audi? Die Topstars mit den schärfsten Powerfrauen? Die In-Lokale der Hertha-Profis? An der schönsten Nebensache der Welt interessieren Player vor allem - die Nebensachen. Wo die Konkurrenz die großen Dramen auf dem Rasen lebendig rekonstruiert oder das Geschehen hinter den Kulissen akribisch ergründet, punkten seine Macher mit gediegen illustriertem Schnickschnack. Was ist wirklich wissenswert über Kevin Kuranyi? Man kann es wahrscheinlich in zwei Spalten sagen. Player gönnt sich dafür 42 Seiten, in denen Familiengedöns, Jugendträume und das religiöse Faible ausgewälzt werden und der Balltreter in schicken Klamotten und Accessoires posierend (Herstellerhinweis inklusive) seine Modelqualitäten unter Beweis stellt.

Player beeindruckt nicht durch journalistische Originalität, da die bemühten Ideen irgendwie alle schon einmal in der Yellow Press mit anderen Genres von Prominenten durchgespielt worden sind. Faszinierend ist vielmehr der verlegerische Mut: Man setzt konsequent darauf, daß die vielerorts beklagte stilistische Neuausrichtung des Profifußballs weg von der Fankurve und hin zu den VIP-Lounges tatsächlich stattgefunden hat. Man muß kein Hooligan sein, um zu hoffen, daß diese Rechnung nicht aufgeht. Das Dezember-Heft kostet im Handel 2,90 Euro.


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