© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 50/05 09. Dezember 2005

Frisch gepresst

Schweizer Geist. Das Verhältnis der Intellektuellen zu Demokratie und Totalitarismus ist das Problem des engagierten Denkers. Eine Hannoveraner Dissertation (Maike Buß: Intellektuelles Selbstverständnis und Totalitarismus. Denis de Rougemont und Max Rychner - zwei Europäer der Zwischenkriegszeit. Verlag Peter Lang, Frankfurt/Main 2005, 242 Seiten, broschiert, 42,50 Euro) verfolgt die Positionen zweier Schweizer Intellektueller, Denis de Rougemonts und Max Rychners, in den zwanziger und dreißiger Jahren des letzten Jahrhunderts. Die Autorin analysiert gründlich ihre journalistischen und essayistischen Arbeiten zu Kultur und Politik. Weil es aber den Nationalsozialismus nicht am Leitfaden der Menschenrechte kritisiere, wird Rougemonts lesenswertes "Journal aus Deutschland 1935-1936" sehr kritisch beurteilt und unvorteilhaft mit Viktor Klemperers Tagebuch verglichen.

 

Weizsäcker-Rede. Die Deutsche Akademie für Dichtung und Sprache in Darmstadt startet eine neue Schriftenreihe namens "Valerio" (nach einer Dramenfigur Georg Büchners). In Heft 2 wird die demokratische Öffentlichkeit sowie die Demagogie als Schatten der Demokratie thematisiert. Brillant ist vor allem der satirische Beitrag Martin Mosebachs "Der achte Mai. Wie eine große politische Rede zu praktischer Lebenshilfe für die Vielen werden könnte"; ein zerstrittenes Ehepaar bekommt als Therapiehilfe von ihrem Pfarrer Hafersack je ein Exemplar der Rede Richard von Weizsäckers zum 8. Mai 1985 - und schlägt sich mit wahrer Lust die Versöh-nungsphrasen und sentimentalen Platitüden jener zivilreligiösen Rede als Kampfmittel um die Ohren (Gustav Seibt, Hrsg.: Demokratisch reden. Parlament, Medien und kritische Öffentlichkeit. Wallstein Verlag, Göttingen 2005, 95 Seiten, broschiert, 10 Euro).


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