© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 51/05 16. Dezember 2005

Ibrahim El-Zayat
Moslem und Preuße
von Holger Wartz

Ibrahim El-Zayat zum Integrationsexperten zu ernennen, das ist wie Margot Honecker zur Beauftragten für Stasi-Unterlagen zu machen." - Kaum ein Satz der Wiesbadener CDU-Bundestagsabgeordneten Kristina Köhler wurde bislang so oft wiederholt wie dieser. Öffentlichkeitswirksam sprach die "Islamismus-Berichterstatterin der CDU/CSU im Innenausschuß des Deutschen Bundestages" von einem "Skandal", weil die Bundeszentrale für politische Bildung (BpB) El-Zayat in einer hauseigenen "Expertendatei" als Ansprechpartner für Integrationsfragen führt. Der Vorsitzende der Islamischen Gemeinschaft in Deutschland (IGD) gilt vielen als eine Art graue Eminenz des organisierten Islamismus. Doch die Biographie des Mannes mit dem arabischen Namen und dem deutschen Paß ist alles andere als eindimensional.

Der 1968 in Marburg geborene El-Zayat ist der Sohn eines Ägypters und einer Deutschen. Seine Mutter wurde 1945 aus Ostpreußen vertrieben - nicht zuletzt deshalb sieht er sich auch als "Preuße", so El-Zayat. Er wurde Mitglied des Rings Christlich Demokratischer Studenten (RCDS) in Darmstadt und Marburg. Für einen "praktizierenden Gläubigen" sei dies die einzige Option gewesen, sagt El-Zayat heute im Rückblick. Während dieser Zeit widmet er sich neben dem Studium (Wirtschaftsingenieurwesen, Jura und Volkswirtschaft) vor allem dem Kampf gegen die linken Studentengruppen. 1988 wird er stellvertretender Vorsitzender des - nach eigenen Worten - "ersten rechten AstA in Darmstadt seit dreißig Jahren".

Sein Verband, die IGD, ist eine der traditionsreichsten und gleichzeitig umstrittensten muslimischen Glaubensgemeinschaften in Deutschland mit etwa sechzig angeschlossenen Moscheengemeinden. Der 1958 von muslimischen Veteranen, die im Zweiten Weltkrieg in verschiedenen deutschen Truppenteilen als Freiwillige dienten, und von arabischen Studenten gegründete Verband steht im Ruf, der ägyptischen Muslimbruderschaft nahezustehen. Eine ideologische Nähe, die El-Zayat selbst übrigens nie geleugnet hat - er bestreitet lediglich, selbst Mitglied zu sein. Von Terror, Gewalt und Extremismus distanziert er sich - Verfassungsschützer wollen hier allerdings nur ein Lippenbekenntnis erkennen.

Daß mit El-Zayat ein smarter Lobbyist in die BpB-Expertendatei eingetragen wurde, der natürlich für die Interessen seines Verbandes und dessen weltanschaulichen Grundlagen eintritt, ist unbestreitbar. Vielleicht ist es aber letztendlich sogar bedauerlich, daß El-Zayat ausgebremst wurde, bevor er seine Wirkung hatte voll entfalten können. Denn der Vorsitzende der BpB, der Sozialdemokrat Thomas Krüger, ist bekannt für seinen politisch korrekten Kurs (JF 18/04). Vielleicht hätte El-Zayat Krüger - der schon mal splitternackt und total frech auf einem SPD-Wahlplakat posierte - auf den Feldern der Familien- und Gesellschaftspolitik so manchen wertvollen Hinweis geben können.


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