© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 51/05 16. Dezember 2005

Aufgeschnappt
Arche ohne Genossen
Matthias Bäkermann

Besser kann man sich in der nach Besinnlichkeit dürstenden Vorweihnachtszeit gar nicht unbeliebt machen, als es der Jugendhilfeausschuß der von der Berliner Linkspartei/PDS dominierten Bezirksverordnetenversammlung (BVV) Hellersdorf jetzt vorführte.

Ausgerechnet eines der erfolgreichsten Hilfsprojekte im tiefen Osten Berlins, die vom evangelischen Pfarrer Bernd Siggelkow betreute Suppenküche "Arche" für über 250 bedürftige Kinder, soll fortan auf mehr als die Hälfte der Förderung vom Bezirk verzichten - 18.000 statt 38.000 Euro pro Jahr. Der verantwortlichen "Koalition der sozialen Kälte" aus FDP, die in der Armenküche das "Image des Bezirks" beschädigt sah, und Linkspartei/PDS wehte darauf ein hauptstadtweiter Protest entgegen. Anders als die FDP, die ihren naßforschen 22jährigen BVV-Vertreter rasch zurückpfiff und dem Projekt, das ohnehin zu 95 Prozent privat finanziert wird, nun volle Unterstützung zusicherte, bleibt Genosse Martin Uther uneinsichtig - übereinstimmend mit der Berliner PDS-Sozialministerin Heidi Knake-Werner. Uther hält das sozialpädagogische Konzept des Pfarrers Siggelkow - seit jüngstem Träger des Verdienstordens des Landes Berlin - sogar für schädlich. In seiner persönlichen Erklärung kritisierte er besonders, daß bei der "Arche" zu Tisch gebetet werde. Diese Praxis bezeichnet der PDS-Mann als "eine ehrenrührige Missionierung über den Magen".


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