© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 51/05 16. Dezember 2005

Meldungen

Chile: Duell Sozialistin gegen Unternehmer

SANTIAGO. Die erste Runde der Präsidentschaftswahl in Chile hat die ehemalige Verteidigungsministerin Michelle Bachelet letzten Sonntag mit 45,9 Prozent gewonnen. Die 54jährige Sozialistin geht am 15. Januar in die Stichwahl gegen den Multiunternehmer Sebastián Piñera von der oppositionellen konservativen Nationalen Erneuerung (RN), der 25,5 Prozent erreichte. Knapp hinter ihm landete mit 23,3 Prozent Joaquín Lavín von der rechten UDI. Der von Anhängern des Ex-Präsidenten Augusto Pinochet favorisierte Lavín kündigte an, nun Piñera zu unterstützen. Bachelet hofft hingen auf die 5,4 Prozent der Wähler, die Tomás Hirsch vom Linksbündnis Juntos Podemos Más gewählt haben. "Auch mit all ihrem Geld wird die Rechte die zweite Runde nicht gewinnen", erklärte Bachelet. Der 56jährige Piñera gab sich ebenfalls optimistisch: "Wir haben die Hälfte der chilenischen Herzen erobert, nun gehen wir auf die Jagd nach dem Rest", sagte er mit Blick auf Lavín. Bei den gleichzeitigen Parlamentswahlen erreichte Bachelets sozialistisch-christdemokratische Allianz Concertación erstmals in beiden Kammern eine Mehrheit.

 

Chirac: Gedenktag für die Opfer der Sklaverei

PARIS. Angesichts der Debatte über die koloniale Vergangenheit Frankreichs will Präsident Jacques Chirac einen Gedenktag für die Opfer der Sklaverei einführen lassen. Frankreich habe nach der Revolution 1794 als erstes Land die Sklaverei als Verbrechen gegen die Menschlichkeit eingestuft, erklärte Chirac am Dienstag in der Zeitung Le Parisien. "Die Sklaverei wird von vielen Mitbürgern, besonders in Übersee, als persönliche Verletzung empfunden", meinte er in Anspielung auf eine abgesagte Reise von Minister Nicolas Sarkozy in die Karibik. Der Absage waren Proteste gegen ein neues Unterrichtsgesetz über die positive Rolle Frankreichs als Kolonialmacht vorausgegangen. Auch die Feiern zum 200. Jahrestag des Sieges von Napoleon bei Austerlitz stießen bei Einwanderern Kritik, weil der Kaiser 1802 in den Übersee-Gebieten die Sklaverei wieder eingeführt hatte.

 

Die Italiener haben die "Koffer gepackt"

BOZEN. Die Südtiroler "haben gewonnen". Die Italiener haben "wirklich die Koffer gepackt und haben Südtirol verlassen" resümierte der italienische Journalist Gian Antonio Stella. Den Angaben von Südtirol online zufolge, erklärte Stella weiter: In vielen Dörfern seien Kasernen aufgegeben worden, dort gebe es keine Italiener mehr. Ganze Täler seien von Italienern evakuiert worden, "die Straßenschilder sind mittlerweile nur noch in Deutsch, obwohl das Gesetz zweisprachige Ortsschilder vorschreibt". Der Corriere della Sera nannte auch noch gleich die passenden Zahlen: Im Jahr 1959 seien 34,3 Prozent der Südtiroler Bevölkerung Italiener gewesen, heute seien es noch ganze 24,5 Prozent.

 

Ägypten: Wenig Raum für die Opposition

KAIRO. Bei den Wahlen in Ägypten erhielt die Nationaldemokratische Partei von Präsident Husni Mubarak etwa zwei Drittel der 444 Sitze im Kairoer Parlament. Die islamistischen Muslimbrüder erhöhten ihren Anteil von 15 auf über 87 Sitze und füllten so den Raum, den ihnen die Regierung ließ. Wie begrenzt dieser war, zeigten die anderen Ergebnisse der drei Wahlgänge: acht Tote, Hunderte von Verletzten, mehr als tausend inhaftierte Wahlhelfer und Sympathisanten der Oppositionsparteien. Daher zeigte sich der Sprecher des US-Außenministeriums Sean McCormick "beunruhigt", er wertete die Wahl aber als "wichtigen Schritt" auf Ägyptens Weg "zur Demokratie". Die Wahlbeteiligung betrug 26 Prozent. Auf die anderen, zumeist säkularen Parteien, entfielen zusammen lediglich 21 Sitze.


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