© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 51/05 16. Dezember 2005

UMWELT
Die Fleischbranche droht abzustürzen
Harald Ströhlein

Die Skeptiker hatten recht, als sie gleich zu Beginn des Fleischskandals die Spitze des Eisberges prophezeiten. Seit Oktober wurden in den Kühlhäusern über 200 Tonnen vergammeltes Fleisch beschlagnahmt, welches für den Verzehr bestimmt war. Die Fleischschiebereien erstrecken sich mittlerweile fast über ganz Deutschland, auch unsere Nachbarländer sind mitbetroffen. Zudem handelt es sich um Fleisch sämtlicher relevanter Nutztierarten wie Schwein-, Rind- und Geflügel, welches gehörig Deutschlands Himmel verstänkert. Es muß betont werden, daß diesmal gleich mehrere Fleischverarbeiter diese Krise verursachten.

Dabei geht es nämlich um jene Branche, die in den vergangenen Jahren seit dem BSE-Debakel hinsichtlich Dokumentation und Rückverfolgbarkeit von politischer Seite fast zum Ideal hochstilisiert wurde. Dadurch sollte der Druck auf die Fleischerzeuger und deren Zulieferindustrie erhöht werden, um dem Postulat nach vollendeter Transparenz auf allen Ebenen schnellstens gerecht zu werden.

Davon scheint sich das fleischverarbeitende Gewerbe angesichts der gegenwärtigen Lage und der schätzungsweise 15 Millionen Tonnen etikettenloser Schlachtfälle, die europaweit von Hand zu Hand gereicht werden, meilenweit entfernt zu haben. Seit den verhängnisvollen BSE-Zeiten jedoch haben die deutschen Bauern und die Futtermittelindustrie eine verbraucherschutzgerechte Norm erfüllt und den Verbraucher zurückgewonnen.

Dies steht - gerade vor dem einträglichen Weihnachtsgeschäft - auf dem Spiel, sollte das nun vom neuen Verbraucherschutzminister Horst Seehofer (CSU) in Gang gesetzte Aktionsprogramm nicht sofort greifen.


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