© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 52/05 01/06 23./30. Dezember 2005

20 Jahre JF
Ein publizistisches Wunder
Dieter Stein

Mit dieser Ausgabe beschließt die JUNGE FREIHEIT ihren 20. Jahrgang. Da die JF traditionell mit einer Weih nachts/Neujahrs-Doppelnummer erscheint, ist dies auch die erste Ausgabe des Jahres 2006, das im besonderen Zeichen dieses Jubiläums stehen wird. 20 Jahre - das ist schon eine bemerkenswerte Lebensdauer für einen publizistischen Titel, das werden wir ganz unbescheiden feststellen dürfen.

Die erste Ausgabe der JUNGEN FREIHEIT erschien am 1. Juni 1986. Sie entstand um eine Handvoll Schüler und Studenten in Freiburg im Breisgau, dem äußersten Südwesten Deutschlands. Die jüngsten Leser unserer Zeitung waren damals noch gar nicht geboren und können sich vielleicht schwer vorstellen, aus welcher Motivation heraus dieser Titel einmal ins Leben gerufen wurde.

Das Grundmotiv war die deutsche Frage. 1986 - das war das Jahr vier der Regierung Kohl, es war die Zeit der Diskussion um Waldsterben und Nato-Nachrüstungsbeschluß. Es war auch das Jahr der beginnenden Perestrojka unter Gorbatschow und der Debatte über das Konzept "Einheit statt Raketen" eines CDU-Bundestagsabgeordneten namens Bernhard Friedmann. Ein Fall der Mauer und die Wiedervereinigung - damals noch als Utopie belächelt und in weite Ferne gerückt.

Der 9. November 1989 beflügelte die Phantasie, die deutsche Einheit wurde am 3. Oktober 1990 vollzogen und der Traum einer neuen gesamtdeutschen Wochenzeitung aus Berlin war geboren. Die JF mauserte sich vom zweimonatlichen Studentenblatt zur Monatszeitung und erscheint seit dem 21. Januar 1994 endlich wöchentlich zunächst in Potsdam, schließlich in Berlin.

Uneingeschränkt ist die JUNGE FREIHEIT ein mediengeschichtlicher Sonder- und Ausnahmefall in Deutschland. Überregionale Zeitungsneugründungen, die ihr Gründungsjahr überlebten, sind mit der Lupe zu suchen. Neugründungen zudem, die nicht von einem der fünf marktbeherrschenden Verlagsgiganten ausgingen, sind mikroskopisch kaum noch festzustellen.

Daß die JUNGE FREIHEIT 20 Jahre überlebt, in Krisen gewachsen und stets an Verbreitung zugenommen hat, ist ein kapitales Wunder! Keiner anderen Zeitung in Deutschland sind derartige Steine in den Weg gelegt worden - bis hin zur seit zehn Jahren anhaltenden und erst in diesem Jahr durch ein Urteil des Bundesverfassungsgerichtes ausgebremsten Drangsalierung durch den NRW-Verfassungsschutz. Die JUNGE FREIHEIT ist damit zu einem lebenden Denkmal geworden: für Presse- und Meinungsfreiheit. Aber auch für Eigeninitiative und bürgerschaftliches Engagement. Denn verwirklicht werden und überleben konnte diese Zeitung nur mit Hilfe Tausender idealistischer Leser, die sich als Gesellschafter in der Kommanditgesellschaft des Verlages oder als Förderer im Rahmen der "Freunde der JF" für ihre Zeitung in die Bresche geworfen haben.

20 Jahre JF - für mich ist es immer noch so, als stünden wir erst am Anfang und als sei die eigentliche Wegstrecke überhaupt nicht bewältigt. Der Kampf geht weiter!


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