© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 02/06 06. Januar 2006

Meldungen

Stiftung Königsberg ins Leben gerufen

AACHEN. Mit dem Ablauf der im August 2005 von ihr in Ostpreußens einstiger Metropole initiierten, nicht gemeinsam mit den Russen veranstalteten Feierlichkeiten zum 750jährigen Gründungsjubiläum zeigt sich die Stadtgemeinschaft Königsberg überaus zufrieden (Königsberger Bürgerbrief, 66/2005). Bis zu einem gemeinsamen Jubiläum, so Klaus Weigelt als Vorsitzender der Stadtgemeinschaft, bräuchten die Russen aber noch Zeit, um sich in ein "angemessenes und der Wahrhaftigkeit entsprechendes Verhältnis zu ihrer eigenen und zur europäischen Geschichte" zu setzen - erst recht wohl zur deutschen, was Weigelt höflich verschweigt. Die positive Bilanz des Jubiläums gab überdies den Mut, eine Stiftung Königsberg ins Leben zu rufen. Sie soll in den Stifterverband für die deutsche Wissenschaft (Essen) eingebracht werden. Zweck ist die Förderung wissenschaftlicher und kultureller Projekte zur "Wahrung deutscher Kulturwerte im ehemaligen Gebiet von Königsberg" sowie die "Förderung der Volksbildung". Die Stadt, die neben Weimar größte Bedeutung für die deutsche Geistesgeschichte gehabt habe, verdiene im kollektiven Gedächtnis fortzuleben.

 

Bildungsmisere neu vermessen

BERLIN. "Wer Englisch nicht beherrscht, schließt sich aus dem Wettbewerb der Leistungsgesellschaft aus." Diese knallharte Aussage stammt von Olaf Köller, Professor für Pädagogische Psychologie an an der HU Berlin (Humboldt Spektrum, 2/05). Das kann natürlich nur eine relative Wahrheit sein, schließlich wurde Joseph Fischer erst Außenminister und lernte dann richtig Englisch. Immerhin zeigt das Beispiel, wie umstritten Bildungsstandards sein können. Und eben diese soll Köller als Leiter des vor einem Jahr gegründeten Instituts zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen (IQB) im Auftrag der Kultusministerkonferenz bundesweit verbindlich fixieren. Das IQB verdankt der Steuerzahler natürlich den katastrophalen Pisa-Resultaten, die zeigten, wie hoch der "Optimierungsbedarf" an deutschen Schulen ist. Köller und 15 wissenschaftliche Mitarbeiter sollen nun zur Orientierung von Schülern und Lehrern den "nationalen Bildungsstandard" vorgeben, Basiskompetenzen festsetzen, geleitet von der technokratischen Euphorie: "Bildungserträge werden meßbar!" Im Herzen der Bildungsmisere, unter den "Kindern nicht-deutscher Herkunft", erwartet jedoch selbst Köller nichts mehr von Messungen und neuen Standards. "Auswege aus dieser extrem schwierigen Lage" böten nur "Förderprogramme".

 

Erste Sätze

Fest in die lederbeschlagenen Holzschuhe gestemmt, umringt das Marktvolk die fremden Gaukler.

August Hinrichs: Das Volk am Meer, Leipzig 1929


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