© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 03/06 13. Januar 2006

Schlappe für Döpfner
von Andreas Wild

Die Kommission zur Ermittlung der Konzentration im Medienbereich (KEK) hat gegen die Übernahme der Fernsehsendergruppe ProSiebenSat.1 durch die Springer AG ihr Veto eingelegt. Ob das Riesengeschäft damit endgültig geplatzt ist, läßt sich noch nicht abschätzen. Fest steht schon jetzt, daß der Spruch der KEK eine schwere Blamage für die Springer-Geschäftsleitung und insbesondere für deren Vorstandsvorsitzenden Mathias Döpfner bedeutet.

Döpfner war es gewesen, der den Deal mit Leidenschaft eingefädelt und vorangetrieben hatte. Weite Bereiche seines Hauses wollte er preisgeben, nur um an ProSiebenSat.1 heranzukommen: sämtliche Zeitschriftenprojekte inklusive Hörzu, Radiobeteiligungen, Kooperationsverträge mit dem großen Konkurrenten RTL ... Doch es hat alles nichts genützt. Die "Medienaufsicht" verlangte partout das Herzstück des Konzerns, die Bild-Zeitung. Nur wenn Döpfner Bild verkaufe, so machte sie klar, werde das Geschäft genehmigt werden. Das wäre dann das definitive Ende des Hauses Springer gewesen.

Die Meinungsvielfalt in Deutschland werde bedroht, wenn Bild und ProSiebenSat.1 unter ein und dasselbe Dach kämen, sagt die KEK. Das ist natürlich Unsinn. Es geht nicht um Meinung, sondern um Geld. Meinungsmäßig sind sich Springer und die anderen Medienkonzerne längst einig, verkaufen alle die gleiche Soße. Beim Geschäft mit Werbeblöcken und product placement freilich herrscht bitterste Konkurrenz, und einzig darum ist es den beteiligten Seiten zu tun. Keine von ihnen kann den Moral-Zampano herauskehren.


Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen