© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 03/06 13. Januar 2006

PRO&CONTRA
Trägt Kernkraft zur nachhaltigen Energieversorgung bei?
Christian Wößner / Franz Alt

Die Kernenergie kann einen wichtigen Beitrag zu einer zukunftsfähigen Energieversorgung leisten. Kernenergie ist wettbewerbsfähig, sicher und umweltverträglich. Eine wettbewerbsfähige Energieversorgung ist eine Grundvoraussetzung für wirtschaftliches Wachstum. Die kostengünstige Stromerzeugung aus Kernkraft trägt hierzu bei. Die Kernenergie verschafft noch nicht wettbewerbsfähigen Technologien die notwendige Zeit, sich innerhalb einer Volkswirtschaft zu entwickeln. Die Kernenergie hat in Deutschland einen Anteil von 28 Prozent an der Stromerzeugung, an der Grundlast sogar 48 Prozent. Sie stellt damit eine zentrale Säule der deutschen Versorgungssicherheit dar. Der benötigte Brennstoff Uran steht noch mindestens 200 Jahre zur Verfügung. Uran kommt zudem aus politisch sehr stabilen Herkunftsländern wie zum Beispiel Kanada und Australien. Die deutschen Kernkraftwerke belegen Jahr für Jahr im internationalen Vergleich Spitzenplätze in punkto Sicherheit, Zuverlässigkeit und Verfügbarkeit. Schließlich ist die Stromerzeugung aus Kernkraft umweltverträglich. Einerseits ist die Entsorgung der nuklearen Abfälle heute bereits technisch gelöst. Mit dem genehmigten Endlager "Schacht Konrad" bei Salzgitter für schwach- und mittelradioaktive und dem Salzstock Gorleben als potentielles Endlager für hochradioaktive Abfälle verfügt Deutschland über ein sehr weit vorangeschrittenes Entsorgungskonzept. Andererseits ist die Kernenergie klimafreundlich. Jedes Jahr vermeiden die deutschen Kernkraftwerke soviel CO2, wie jährlich im gesamten Straßenverkehr in Deutschland ausgestoßen wird. Das Deutsche Atomforum begrüßt daher Initiativen, die auf eine Verlängerung der Laufzeiten deutscher Kernkraftwerke zielen. Diese Entscheidung liegt jedoch bei der Politik. Solange es hier nicht zu einer veränderten Situation kommt, gilt die bisherige Vereinbarung mit der Bundesregierung.

 

Christian Wößner ist Pressesprecher des Deutschen Atomforums mit Sitz in Berlin. Internet: www.datf.de

 

 

Erstens: Es gibt kein einziges 100prozentig sicheres Atomkraftwerk auf der Welt. Das unbestreitbare atomare Restrisiko ist exakt jenes Risiko, das uns jeden Tag den "Rest" geben kann. 17 AKWs in Deutschland bedeuten 17 atomare Restrisiken. Jedes AKW ist eine potentielle Einladung an Terroristen. Die atomaren Glücksritter gefährden das Leben von Millionen Menschen.

Zweitens: Weltweit gibt es kein einziges Endlager für die immer größer werdenden Atommüllberge. Wir wissen nur eines: Der gefährliche Müll strahlt mehrere hunderttausend Jahre. So verbrecherisch hat sich noch nie eine Generation vor uns gegenüber Hunderten Generationen nach uns verhalten.

Drittens: Auch Uran ist endlich. Die Natur oder Gott haben dafür gesorgt, daß Uran so rasch zu Ende geht wie Erdöl und Erdgas. Also: Umsteigen auf unendliche erneuerbare Energien müssen wir eh. Warum also nicht so rasch wie möglich? Die Gesellschaft, welche als erste den 100prozentigen Umstieg auf klimafreundliche, preiswerte, gefahrlose und natürliche Energiequellen organisiert, hat auch ökonomische Vorteile. Sonne, Wind, Wasserkraft und Erdwärme stellt uns die Natur kostenlos und in jedem Land der Welt zur Verfügung. Und Biomasseenergie vom heimischen Acker und Wald ist schon heute preiswerter als die immer teurer werdende fossil-atomare Energieversorgung. 2006 sind Holzpellets um 40 billiger als Heizöl oder Gas.

Nur mit heimischen erneuerbaren Energien wird Deutschland jemals wirklich energieautonom. Der autoritäre Wladimir Putin hat uns gerade bewußt werden lassen, wie energieabhängig auch Deutschland und Europa sind. Aber: Deutschland ist erneuerbar, und Europa ist erneuerbar. - Atomkraftwerke gehören ins Technikmuseum der Geschichte. Allein die Sonne schickt uns jeden Tag 15.000 mal mehr Energie, als alle 6,5 Milliarden Menschen heute verbrauchen.

 

Dr. Franz Alt, bekannter Fernsehjournalist und Buchautor, setzt sich für erneuerbare Energien ein. Internet: www.sonnenseite.com


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