© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 04/06 20. Januar 2006

Aufgeschnappt
Unrecht Gut gedeihet nicht!
Matthias Bäkermann

Auf der Suche nach einem geeigneten Ort zur Klausur und der Demonstration von Einigkeit fand das Kabinett unter Bundeskanzlerin Merkel auf Schloß Genshagen vornehme Abgeschiedenheit, ohne zu weit aus dem Blickfeld Berlins zu verschwinden. Bereits ihr Vorgänger hatte im Sommer 2004 auf Schloß Neuhardenberg ähnliches vorgemacht.

Unabhängig von den Beschlüssen verdeutlicht das Genshagner Treffen allerdings eine weit weniger positive Symbolik als "Schröders Sommerfrische" im restaurierten Schloß des Reformers Karl August Fürst von Hardenberg. Anders nämlich als der 1996 an die Familie von Hardenberg zurückgegebene Besitz wird die 1945 erfolgte kommunistische Enteignung der Familie von Eberstein in Genshagen fortgeführt - der Staat verweigert bis heute jede Herausgabe. Selbst der Wunsch der hochbetagten Miterbin Rauthgundis von Eberstein, nach der Wende in ihrem Heimathaus eine Wohnung zu mieten, wurde abgelehnt. Später wurde der 95jährigen Dame sogar jeder Zutritt untersagt: "der Besuch der Familie von Eberstein im Schloß Genshagen sei unerwünscht", berief sich Hausherr Dieter Rehwinkel auf "Instruktionen der Regierung". Daß letztere ausgerechnet in dem auf staatlichem Raub fußenden Besitz die Weichen für die Zukunft stellen wollte, dürfte dem Volksmund nach Schlechtes verheißen: denn unrecht Gut gedeihet nicht!


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