© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 05/06 27. Januar 2006

"Man kann über alles diskutieren"
Iran: Vereinigung islamischer Journalisten plant internationale Holocaust-Konferenz / Teilnahme von Revisionisten möglich
Curd-Torsten Weick

Irans Präsident Mahmud Ahmadinedschad versteht das Geschäft der Provokation. So erklärte er Anfang Dezember den Holocaust für einen "Mythos", den die Europäer geschaffen hätten, um inmitten der islamischen Welt einen jüdischen Staat zu errichten. "Jeder Historiker, Wissenschaftler oder Autor, der das bestreitet, wird ins Gefängnis gesteckt", fügte er hinzu.

Die Empörung darüber war nicht nur in deutschen Medien groß, geriet aber infolge der Diskussion um das iranische Atomprogramm in den Hintergrund. Hinter den Kulissen brodelte es jedoch weiter. So forderte der Vorsitzende der regierungsnahen Gesellschaft für die Verteidigung der Rechte der muslimischen Minderheiten im Westen, Mohammed A. Ramin "die Schaffung eines internationalen Komitees", das "das wirkliche Ausmaß des Holocausts" klären sollte. In den letzten 20 Jahren hätten alle Vorgängerregierungen dieses Thema "aus Rücksicht auf ihre Entspannungspolitik mit dem Westen nie angesprochen", wurde Ramin zitiert.

Diese Rücksicht scheint nun passé. Mitte Januar meldeten die Agenturen: "Konferenz über Holocaust in Iran". Der iranische Sprecher des Außenministeriums Hamid Reza Asefi bestätigte dies. Sein Ministerium plane eine Konferenz über wissenschaftliche Belege für den Holocaust: "Es ist eine seltsame Welt. Man kann über alles diskutieren außer über den Holocaust", fuhr er fort.

Nun soll die Vereinigung islamischer Journalisten des Iran eine internationale Konferenz vorbereiten - eine "freie und demokratische Plattform" für all jene, die den "Mythos" kritisch hinterfragten.

Zwar war bis Redaktionsschluß weder ein Termin noch der Ort oder die Liste der Teilnehmer bekannt. Doch machen zahlreiche "revisionistische" Namen die Runde, vom derzeit aufgrund "Wiederbetätigungs"-Vorwürfen in österreichischer Untersuchungshaft sitzenden britischen Historiker David Irving über Horst Mahler bis zu Arthur Butz (USA) und dessen französischen Kollegen Robert Faurisson.

Dies wertet FDP-Generalsekretär Dirk Niebel als eine "Schande für Deutschland" und plädiert wie auch der CDU-Außenpolitiker Eckhard von Klaeden für ein Ausreiseverbot der Genannten. 


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