© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 05/06 27. Januar 2006

Zeitschriftenkritik: Der Ruf des Königs
Antlitz und Opfer Jesu Christi
Werner Olles

Herausgegeben von der Kongregation der Diener Jesu und Mariens (SJM) erscheint Der Ruf des Königs nunmehr bereits im 5. Jahrgang. Verantwortlich für das im Zeitungsformat vierteljährlich erscheinende Blatt zeichnet Pater Andreas Hönisch, der zugleich als Generaloberer des Ordens fungiert. Aus seiner Feder stammt das Editorial der aktuellen Ausgabe, in dem sich der Verfasser "Gedanken über die Zulassung der tridentinischen Liturgie" macht. Da die Priester der Kongregation von Rom die offizielle Erlaubnis haben, sowohl die seit dem 16. Jahrhundert geltende alte lateinische Messe (vetus ordo) als auch die von Paul VI. in einem autokratischen Akt gegen den Rat vieler Bischöfe nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil faktisch gewaltsam eingeführte modernistische Form (novus ordo) zu feiern - und diesen "Biritualismus" auch praktizieren -, sieht man sich nun offenbar zwischen allen Stühlen sitzen.

So wird der SJM von modernistischer Seite "vorkonziliare Erstarrung" vorgeworfen, während die Traditionalisten "Verrat an der Überlieferung der Kirche" am Werk sehen. Das Dilemma der "Halb-Konservativen", die sich nicht so recht zwischen katholischer Wahrheit und dem in Wirklichkeit umstürzlerischen "Reformwerk" einer Liturgie entscheiden können, der man alles Heilige, Ehrwürdige und Anmutige ausgetrieben hat, ist indes mit Händen zu greifen. Wo heute wüste Banalitäten im Innenraum der katholischen Kirche um sich greifen, konnten die Gläubigen früher etwas von der geheimnisvollen Schönheit einer über Jahrhunderte zur Ehre Gottes und zum Heil der Seelen gewachsenen Liturgie spüren und in ihr Antlitz und Opfer Jesu Christi erahnen.

Damit ist noch nicht einmal etwas gesagt über die in der modernistischen neuen Messe gefälschten Wandlungsworte, die den gesamten Novus Ordo Missae (NOM) Pauls VI. in sich ungültig werden lassen. Eine friedliche Koexistenz der vor- und nachkonziliaren Riten kann es daher auch nicht geben. Die Konzilskirche hat - auch wenn es die Halb-Konservativen leugnen - ihre neuen Dogmen, ein neues Priestertum, neue Institutionen und einen neuen Kultus. Und sie ist durch ihren Traditionsbruch gleichzeitig schismatisch und häretisch. Sie besitzt daher im gesamten sakramental-theologischen Bereich auch keine legitime Autorität mehr.

Ein ganzseitiger Text im Ruf des Königs befaßt sich mit der Seligsprechung des Clemens August Graf von Galen (siehe auch JF 41/05). Der als "Löwe von Münster" bekannt gewordene tapfere Widerstandskämpfer gegen den heidnischen Nationalsozialismus hatte nicht nur Kontakte zu den Offizieren des 20. Juli 1944, seine Predigten beeinflußten auch die studentische Widerstandsgruppe der "Weißen Rose" um Sophie Scholl. Der mutige Bischof, ein "Aristokrat von Eichenholz und deutscher Nationalist durch und durch", wie ihn die britischen Besatzer nach dem Krieg bezeichneten, bekämpfte jedoch gleichermaßen Liberalismus und Sozialismus, wandte sich gegen die Willkürmaßnahmen der Sieger und lehnte die Kollektivschuldthese vehement ab. Galen starb am 22. März 1946.

Anschrift: Verlag Claus P.Clausen, Postfach 1327, 59523 Lippstadt


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