© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 07/06 10. Februar 2006

Frisch gepresst

Moderne Religion. Nicht erst die immer noch zelebrierten Gospel-Gottesdienste mit "Messeklatschern" verdeutlichen, mit welchem Eifer besonders die evangelisch-lutherische Kirche darum bemüht ist, die Religion zu "modernisieren". Auch in gesellschaftspolitischen Fragen war man bereit, für einen möglichst großen "gesamtgesellschaftlichen Konsens" möglichst viel "Ballast" über Bord zu werfen. Seltsamerweise kann die Kirche des lilanen Halstuches, "die Toleranz für einen Religionsersatz hält", trotz aller Verbiegungen immer weniger Menschen ansprechen. Neben dem Verlust von öffentlichem Gewicht zeigt sie sich heute der Auseinandersetzung mit anderen Religionen, insbesondere dem Islam, nicht mehr gewachsen. Klaus Berger, dessen katholisches Bekenntnis als evangelischer Theologe in Heidelberg 2005 die Feuilletons beschäftigte, klagt diesen Zustand an. Die Konsenssucht der "Blindekuh-Ökumene", der Verlust der Spiritualität, die durch interreligiöse Rituale aus Asien selbst im Pfarrhaus kompensiert werde, aber auch die zunehmend inhaltsleere und ihrer Religiosität beraubte theologische Lehre müssen die "Widerworte" Bergers aushalten (Wieviel Modernisierung verträgt Religion? Insel Verlag, Frankfurt am Main 2005, 176 Seiten, broschiert, 14,80 Euro).

Christenverfolgung. Die "Verletzung religiöser Gefühle", die nach der Mohammed-Darstellung in der dänischen Jyllands-Posten in der islamischen Welt beklagt wird, stößt auch "im Westen" auf Kritik. In Großbritannien will man zum Schutze dieser Gefühle nun sogar ein wenig die Pressefreiheit einfrieden. Aus dem Blick gerät dabei, daß sich viele Christen in der islamischen Welt über ein Maß an Kujonierung vielleicht freuen würden, das auf die Verletzung "religiöser Gefühle" beschränkt bliebe. Adelgunde Mertensacker weist in ihrer kleine Broschüre darauf hin, daß Christen dort oft nicht nur in ihrer Religion behindert, sondern Opfer von Unterdrückung, Folter und Mord sind, ihre Gotteshäuser von Muslimen geplündert, geschändet oder zerstört werden - und wurden, wie ihre kurze historische Übersicht verdeutlicht. Selbst EU-Kandidat Türkei bagatellisiert oder leugnet die Verfolgung von Christen bis heute. Mertensackers Solidaritäts-Aufruf hat somit eine besondere Aktualität (Allahs Krieg gegen die Christen. Christenverfolgung in Geschichte und Gegenwart. Verlag Christliche Mitte, Postfach 2168, 59531 Lippstadt 2006, 52 Seiten, broschiert, 2 Euro).


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