© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 08/06 17. Februar 2006

WIRTSCHAFT
Gewinne statt Löhne
Bernd-Thomas Ramb

Der VW-Konzern hat eine umfassende Neustrukturierung seiner Produktion angekündigt. Dabei sollen 20.000 der weltweit 345.000 Arbeitsplätze wegfallen, möglicherweise 13.000 der 180.000 deutschen Stellen. Bis zum Jahr 2011 sind allerdings betriebsbedingte Kündigungen bei VW ausgeschlossen. Dennoch werden vorzugsweise die westdeutschen VW-Werke vom Stellenabbau betroffen sein. Um die Kosten der Produktion zu senken, wird man sehr wahrscheinlich auch Teile oder ganze Werke der Zulieferproduktion verkaufen oder schließen. An erster Stelle steht der teure VW-Getriebebau.

Die deutsche Automobilbranche - genauer die Automobilproduktion in Deutschland - leidet insgesamt an vergleichsweise hohen Kosten. VW hat berechnet, daß zur Produktion eines Wagens 50 Arbeitsstunden benötigt werden. Die Konkurrenten brauchen nur 25 Stunden und bauen deshalb keine schlechteren Fahrzeuge. Die Arbeitskosten sind also zu senken. Andererseits weist der VW-Konzern einen Reingewinn von 1,2 Milliarden Euro aus. Der (gewerkschaftliche) Aufschrei ist vorhersagbar: Die herzlosen Kapitalisten sollen auf die Milliarden-Profite verzichten und die deutschen Arbeitsplätze retten. Aber selbst wenn diese Umschichtung gesetzlich erzwungen würde, der Gewinn wird bei VW vor allem durch die ausländischen Produkte und Standorte erzielt. Die Konsequenz wäre eine Abspaltung der effizienten Betriebe und ihre Bündelung in einer separaten ausländischen Gesellschaft. Die Aktionäre würden VW-Deutschland den Rücken kehren und ihr Geld im Ausland investieren. Schon aus Selbsterhaltungsgründen, denn Aktienrenditen bilden einen zunehmenden Anteil an der Sicherung der Alterseinkommen.


Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen