© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 08/06 17. Februar 2006

Spiegel Spezial - Zeit:
Wilhelm II. und der Erste Weltkrieg
Christoph Martinkat

Vieles kann man dem letzten deutschen Kaiser nachsagen, aber daß er ein skrupelloser Kriegstreiber war, wohl kaum. Wilhelm II. war eine Figur seiner Zeit, so sehr, daß der Jahrhundertdichter Ernst Jünger ihn als "epochaltypisch" charakterisierte. Der Hohenzoller - vom Kaiserhaus wegen seines verkrüppelten Armes und seiner Ver-kleidungssucht nicht sonderlich geliebt - war Fortschrittsgläubiger, Naturliebhaber, passionierter Segler und Jäger, Reise-Kaiser und - seine Stimme gibt es auf Schallplatte, sein Gesicht auf Zelluloid - ein erster Medienstar. "Majestät brauchen Sonne", Titel einer Filmdokumentation von Peter Scha-moni, wurde im Berlin der Jahrhundertwende zum geflügelten Wort, denn: Der Kaiser ließ bei schlechtem Wetter schon mal eine der allseits beliebten wie identi-tätsstiftenden Paraden abblasen.

Auf den Spuren von Meldegänger Hitler

Anläßlich der neunzigsten Wiederkehr der Schlacht bei Verdun beschäftigt sich nun Michael Kloft mit Wilhelms Rolle als Militär. Titel des Beitrags: "Der Kaiser und der Weltkrieg" (18. Februar, 22.40 Uhr; Wiederholung am 19. Februar, 10.25 Uhr, Vox). Der Autor befragt Zeitzeugen und Historiker, darunter den Wilhelm-Biographen John Röhl. Er begibt sich mit Brigitte Hamann ("Hitlers Wien") zu den einstigen Schlachtfeldern in Flandern und an der Somme, beobachtet Archäologen bei ihren Ausgrabungen und besucht jene Orte, an denen der Gefreite Hitler als Meldegänger diente. Historische Filmaufnahmen ergänzen die Dokumentation eines fast in Vergessenheit geratenen Krieges, der den Kaiser sein Amt kostete und besonders für die Deutschen zum Trauma wurde.


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