© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 08/06 17. Februar 2006

Blick in die Medien
Turin ohne Boßdorf
Ronald Gläser

Als Marianne Birthler letzte Woche im ARD-Frühstücksfernsehen auftrat, unterstrich sie, daß ihre Behörde noch eine Weile gebraucht wird. Gerade jetzt sind wieder eine Vielzahl von Enthüllungen in der Presse. Am gleichen Tag verhandelte die Birthler-Behörde mit Gregor Gysi beim Berliner Verwaltungsgericht mal wieder über die Herausgabe von Stasi-Unterlagen. Birthler will zeigen, und Der Spiegel will sehen. Die Zeitungen überschlugen sich zudem mit dem Fall Boßdorf. Zwischen "Boßdorf bleibt im Amt" (Tagesspiegel) und "Boßdorf fliegt vom Schirm" (Die Welt) war alles an Interpretationen der ARD-Entscheidung über die Zukunft des Reporters vertreten. Wie wäre: "Boßdorf geht zu Big Brother"? Die DDR war ja schließlich auch so eine Art überdimensionaler Wohncontainer. Vielleicht könnte Hagen Boßdorf seine diesbezüglichen Fähigkeiten am besten ausspielen. Schließlich ist der "Tatort"-Ermittler Ernst-Georg Schwill dank Bild am Sonntag aufgeflogen. Er kann sich aber nicht an seine Spitzeldienste von vor vierzig Jahren erinnern. "Ich kriege die Zusammenhänge nicht hin", sagte er. Und so einer will Fernseh-Kommissar sein!


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